Braunschweig: Buchhandlung Graff

"Am meisten Spaß macht das Verkaufen"

25. März 2021
von Charline Vorherr

An signierte Exemplare kommen Leser derzeit nur schwer. Wie sich die Buchhandlung Graff aus Braunschweig durch signierte Exemplare Vorab-Verkäufe sichert und ihre Reichweite auf Instagram massiv steigert, erklärt Frederik Wrensch.

Ausgefallene Lesungen, Messen und Signierstunden erschweren es Lesern aktuell, Autogramme ihrer Lieblingsautoren zu ergattern. Inspiriert durch eine erste Kooperation mit dem LYX-Verlag, konnte die Buchhandlung Graff nun schon eine ganze Reihe von Autoren nach Braunschweig einladen.

„Am besten funktioniert der Bereich ‚New Adult‘. Wir haben andere Bereiche ausprobiert, aber die eher junge Instagram-Zielgruppe liest in diesem Genre“, erklärt Frederik Wrensch, Geschäftsführer der Buchhandlung Graff. „Es ersetzt Messen und Veranstaltungen, wo sich die Leute direkt ihr Autogramm abholen können. Ich weiß nicht, wie wie sich das verändert, wenn Corona vorbei ist und Leser wieder mehr auf Veranstaltungen gehen können.“

Angefangen haben die Kooperationen letztes Jahr im Lockdown. Bereits vor eineinhalb Jahren habe man mit LYX für eine kleinere Aktion zusammengearbeitet und Bücher mit unpersönlichen Signaturen verkauft. „LYX hat angefragt, ob wir auch personalisierte, vorsignierte Bücher verkaufen können. Kann schon klappen, dachten wir uns. Ich habe mir keine Gedanken um den Ablauf gemacht. Unsere Läden waren zu, wir haben geliefert. Das hat ziemlich gut funktioniert.“

Seitdem hat die Buchhandlung Graff bereits um die 50 Signier-Aktionen gestartet. Wie viele Bücher in der Regel vorbestellt werden, variiere extrem. Zwischen 30 und 2000 Exemplare sei alles dabei. „Die großen Mengen schafft man nur mit LYX, weil sie und ihre Autoren eine so große Reichweite haben.“ Auf Instagram zählt LYX inzwischen über 88.000 Follower - eine Seltenheit in der Buchbranche. "Sie sind sehr nah an ihrer Zielgruppe", erklärt Wrensch.

Häufig kommen Autoren auch direkt auf die Buchhandlung Graff zu. Dann wendet sich der Buchhändler an die Verlage und arbeitet die Kooperation aus.

Ein großer logistischer Aufwand

Für den Käufer funktioniert das Ganze so: Über die Instagram-Accounts von Autor, Graff oder Verlag werden die Leser auf die Aktion aufmerksam und können das Buch über einen Link bei der Buchhandlung Graff vormerken. Per Post erhalten sie wenige Wochen später ein persönlich signiertes Exemplar. Easy.

Für die Buchhandlung Graff dagegen ein großer logistischer Aufwand. Frederik Wrensch erklärt: „An den Tagen der Signieraktionen sitzen zwei bis drei Mitarbeiter den ganzen Tag und packen Bücher ein. Rechnungen und Namenslisten müssen geschrieben und mit den richtigen Büchern eingepackt werden. Pakete bei der Post gehen verloren und der Autor muss noch einmal vorbeikommen und signieren.“

Am wenigsten Spaß mache das Beantworten der Mails. Immer wieder gebe es Probleme mit der Post, weil man mit einem regionalen Anbieter zusammenarbeiten müsse. Die Deutsche Post sei nicht bereit in diesem Ausmaß Wannen bereitzustellen. „Das ist logistisch eine besondere Aktion.“

Allerdings sei sie auch eine sehr gute Beschäftigung für die Kassenaushilfen, die sonst ohne Arbeit wären während der Lockdowns. „Ich konnte meine Studenten durchgehend beschäftigen“, freut sich Wrensch. „Am meisten Spaß macht natürlich das Verkaufen.“

Und was bringen die Signierungen der Buchhandlung Graff?

„Man muss schon sagen, dass ich an der gleichen Menge Büchern, die ich im Laden verkaufe, mehr verdienen würde. Allerdings habe ich meine Reichweite seit Start der Aktion stark ausgebaut. Wir sind auf Instagram sehr stark gewachsen. Die Hoffnung ist immer, dass Kunden hängen bleiben und dass beim Kauf noch darüber hinaus bestellt wird“, so Wrensch. Inzwischen zählt die Buchhandlung Graff über 10.000 Follower auf Instagram.

Für Autoren sind die Signier-Aktionen auf jeden Fall aufregend. „1400 Bücher signiert: Check. Hab mich dabei wie eine Buchschänderin gefühlt – keine Frage – und musste mich immer wieder daran erinnern, dass ich das Buch ja selbst geschrieben habe und ich das machen soll“, schreibt die Autorin Inka Lindberg, deren Debüt „Mit dir falle ich“ am 24. März bei Fischer erschienen ist, auf Instagram.  Sie hat letzte Woche bei Graff in Braunschweig signiert. Mit dieser Aktion wisse sie nun, dass viele Annas und Lenas unter ihren Followern sind.

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