Buchhandlung Ute Hentschel

"So einen Umsatz hatte ich noch nie"

14. Dezember 2020
von Börsenblatt

Noch zwei Tage hat der Buchhandel deutschlandweit geöffnet und eine Burscheider Buchhändlerin erlebt All-Time-Rekordumsätze. Ute Hentschel über das sonderbare Weihnachtsgeschäft und Lockdown-Pläne. INTERVIEW: STEPHAN EPPINGER

Ute Hentschel

Wie ist der vergangene Adventssamstag bei Ihnen gelaufen?

Ute Hentschel: Der letzte Kunde ist gegen 22.15 Uhr mit einem Stapel Bücher aus dem Laden gegangen. Wir hatten seit 9 Uhr geöffnet und haben in zwei Schichten gearbeitet. So einen Umsatz an einem Tag hatte ich noch nie und trotzdem lief alles sehr entspannt ab. Auch die Kunden, die draußen warten mussten, hatten Verständnis. Wir haben extra einen großen Schirm und Stühle vor dem Geschäft aufgestellt. Die Kunden haben wir mittels kleinen Einkaufskörben gezählt, da wir nur zehn Leute gleichzeitig in den Laden lassen dürfen. Erst gegen 21 Uhr standen wieder erste, nicht gebrauchte Körbe am Eingang. Viele sind auch am Samstag etwas später zu uns gekommen, weil ihnen tagsüber zu viel Betrieb war. Jetzt an den beiden letzten Tagen vor der erneuten Schließung wegen des Lockdowns werden wir jeweils bis 24 Uhr öffnen.
 

Wie gehen Sie mit dem harten Lockdown ab Mittwoch um?

Hentschel: Es war damit zu rechnen, dass wir schon bald schließen müssen. Wir haben schon die Mitarbeiter für den Lieferdienst ab Mittwoch bereits in den Dienstplänen eingeteilt. Zwei ausgebildete Buchhändlerinnen werden im Laden Telefonate annehmen und Mails bearbeiten. Eine Kollegin wird das Packen übernehmen und ich werde mit einer Kollegin die Ware mit dem Auto und unserem Lastenfahrrad in einem Umkreis von etwa 15 Kilometern ausfahren. Zuvor wird es noch räumliche Umstellungen im Geschäft geben, sodass die Kunden von außen durch die Schaufenster möglichst viel sehen können. Es gab auch einen Kontakt zu unserem Bürgermeister. Beim ersten Lockdown durften die Kunden ihre bestellten Bücher nicht hier im Geschäft abholen. Das wollten wir jetzt nicht so hinnehmen, denn bei jedem Restaurant dürfen die Speisen vor Ort mitgenommen werden. Jetzt kann man mit dem Auto vorfahren und wir übergeben die Tüte mit der Bestellung inklusive Rechnung. Bei Fußgängern wird die Bestellung auf einen Tisch vor dem Geschäft gestellt. So kann alles kontaktfrei ablaufen.

 

Was bieten Sie den Kunden an?

Hentschel: Wir bieten neben dem Telefon, What's App und Bestellung per Mail auch eine Beratung per Videochat an. Was die Zeit jetzt im harten Lockdown angeht, habe ich keine Angst. Wir sind die Weihnachtswichtel, die die Geschenke quasi direkt unter den Baum liefern. Unser Vorteil ist, dass wir zeitnah liefern bzw. die Ware zum Abholen bereitstellen können. Wer bis 18.30 Uhr bestellt, kann seine Bücher direkt am nächsten Tag in Empfang nehmen. Das gilt auch, wenn er über unseren Onlineshop im Internet bestellt. Mit der Post dauert das aktuell deutlich länger. Da muss man ewig auf seine Ware warten. Das ist jetzt unser Vorteil gegenüber den großen Onlinehändlern.

 

Wie ist das Weihnachtsgeschäft bislang gelaufen?

Hentschel: Wir hatten noch nie ein so entspanntes Weihnachtsgeschäft. Das hat deutlich früher begonnen als in den Vorjahren. Schon Ende Oktober wurden die ersten Geschenke eingekauft. Da wir drei Teams haben, die getrennt voneinander arbeiten, war die Belastung für uns auch nicht zu groß. Keiner brauchte Überstunden zu machen. Insgesamt waren bislang die Umsätze im November und Dezember höher als im Vorjahr. Wir mussten aber auch deutlich mehr dafür tun.

 

Wir hatten noch nie so ein entspanntes Weihnachtsgeschäft.

Welchen Vorteil hat der Buchhändler vor Ort in der Kleinstadt?

Hentschel: Die Menschen meiden wegen der Pandemie die Einkaufsfahrt in die Innenstädte der Metropolen. Man merkt außerdem, dass es dort keine großen Weihnachtsmärkte gibt. Normalerweise haben wir die weihnachtlichen Dekoartikel nur deswegen bestellt, damit wir den Laden und die Bücher inszenieren können. In diesem Jahr waren die Sachen aber gefragt wie noch nie. Ich musste viele Artikel drei- oder viermal nachbestellen. Gekauft wurden auch teure Produkte wie unsere Weihnachtskugeln oder die Adventskränze aus Holz.

 

Was war im Buchbereich besonders gefragt?

Hentschel: Neben Bestsellern wie Fitzek und den Kinderbüchern waren bei uns vor allem die großen Bildbände aus dem Bruckmann Verlag gut nachgefragt. Da mussten wir schon mehrfach nachbestellen. Vor allem Themen wie Reisen, Meer, Wälder, Bergsteigen und Wandern sind gefragte Themen. Zu den Topsellern zählen außerdem die Bücher von Barack und Michelle Obama. Gut laufen außerdem unsere Empfehlungen über unseren Podcast gerade zum Thema Krimi. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Menschen in einer Zeit der Entschleunigung mehr Zeit und Muße zum Lesen haben. Das betrifft die eher leichte Kost genauso wie ernste Themen. Das merkt man bei der Nachfrage beim politischen Sachbuch.

 

Wie fällt Ihr Fazit für diese schwierige Zeit aus?

Hentschel: Man merkt, dass wir von den Leuten als Buchhandlung gemocht werden. Unsere Mühe und Leidenschaft werden honoriert. Es kommt sehr viel zurück von den Kunden. Das gibt einem viel Rückenwind und wärmt das Herz. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir gut durch diese Zeit kommen werden.

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