Stadtteilbuchhandlung mit Hipster-Charme

Schwarte – so heißt die neue Buchhandlung im Wiesbadener Westend. „Ich wollte etwas Kantiges, nichts Süßliches, wie Zauberbuch oder so“, sagt Vanessa Engeln zur Namensfindung. Helme Heines Kinderbuch „Na warte, sagte Schwarte“ schwingt auch mit. Am 7. Mai hat Engeln ihre Buchhandlung mit Café geöffnet. Geplant war das so nicht. Engeln war noch mitten in den Vorbereitungen für die Buchhandelsgründung, einen Grundkurs Buchhandel hatte die Quereinsteigerin zum Beispiel noch geplant, aber der Zufall wollte es anders: Das vegane Café Hey Lucie! suchte per Din-A-4-Zettel an der Ladentür eine Nachfolge – das passte einfach zu gut!

„Wir konnten gegen eine faire Ablöse das Mobiliar, die Profi-Kaffeemaschine und die Vitrine übernehmen und die Miete ist auch in Ordnung“, so Engeln. In Ordnung ist auch der Standort: die Goebenstraße im Wiesbadener Westend ist lebendig, urban und im Aufschwung. Von hohen Bäumen gesäumte Wohnstraßen bestimmen das Bild, Hipster-Cafés und Fahrradläden halten Einzug, die Kultur- und Künstlerszene ist in Hinterhöfen präsent. In die Renovierung und Ergänzung der Einrichtung hat Engeln dann noch einmal etwa 4.000 Euro investiert. 

Der Laden ist etwa 80 Quadratmeter groß, ein Eckhaus mit großen Schaufenstern und Platz vor der Tür. Tische und Bücherregale teilen sich den Raum, es gibt ein großes Sofa mit Blick nach draußen und einen Tresen, der ebenso für Speisen und Getränke wie für Bücher funktioniert. Der Blick für Details der studierten Grafik-Designerin kommt hier zum Tragen, zum Beispiel beim zauberhaft filigranen – und auf Wachstum angelegten – Abholregal. 

Engeln hat den Laden als Einzelhandel angemeldet - wobei der Cafébetrieb viel Raum einnimmt: etwa 20 Plätze gibt es draußen, dazu kommen 18 im Laden. Es gibt Kaffee aller Zubereitungsformen, Kuchen, herzhafte Kleinigkeiten, wie Kartoffelbällchen mit Joghurt-Dip und Quiche. Das Backen übernehmen zwei ältere Damen im Nebenerwerb.  Mango-Joghurt-Eis und frische Säfte – ein Entsafter gehörte mit zum Übernahmeinventar – gibt es auch.

Das Buchsortiment umfasst aktuell etwa 1.000 Titel, darunter 350 Kinderbücher. Engeln ist Mitglied im Börsenverein und in der Genossenschaft eBuch und bezieht bisher alle Titel über das Barsortiment. Das Profil: Neuheiten, Bestseller, Bücher aus Independent-Verlagen, besonders gestaltete Sachbücher. Außerdem spielen die Kleinen bei Engeln eine Hauptrolle: es gibt bei ihr nicht nur eine liebevolle Buchauswahl, sondern auch eine großzügige Spielecke. Der Buchumsatz müsse wachsen, sagt Engeln. Manche würden noch den veganen Linsensalat suchen, sagt sie. Um das zu ändern, will sie Flyer in der Nachbarschaft verteilen. 100.000 Euro Umsatz müssen insgesamt demnächst drin sein, mittelfristig rechnet Engeln mit 200.000 bis 300.000 Euro.

Das Lesungsprogramm, das kontinuierlich aufgebaut werden soll, wurde mit zwei Veranstaltungen für Kinder gestartet. Vanessa Engeln will ganz besonders auch Autorinnen und Autoren aus dem Viertel eine Bühne bieten, Hedi Hummel („Das Lied des Wassers“, Niemeyer) zum Beispiel.  45  Sitzplätze für Literaturfans kann sie im Laden anbieten – auf dem dann zum Ladeninneren umgedrehten Sofa nimmt die Autorin oder der Autor Platz.

Was die Mithilfe angeht, hatte Engeln Glück: Sie konnte eine erfahrene Aushilfe vom Hey Lucie! übernehmen, eine weitere Mitarbeiterin hat sie über Ebay-Kleinanzeigen gefunden – und zwei haben schon bei ihr nach einem Job nachgefragt. Nur am Donnerstagnachmittag hat die Schwarte geschlossen, es gibt es verlässliche Öffnungszeiten von montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr. 

Goebenstraße 18
65195 Wiesbaden

Inhaberin: Vanessa Engeln
Website: geniallokal.de/buchhandlung/wiesbaden/schwarte
E-Mail: post@buchhandlung-schwarte.de