Lockdown-Idee der Buchhandlung Böhm

Vor der Ladentür wartet der "Wunschbuchautomat"

29. Dezember 2020
von Sabine Cronau

Gregs Tagebuch oder Jan Weilers „Die Ältern“: Bestseller im Selfservice gibt es bei der Buchhandlung Böhm in Eggenfelden. Seit dem Lockdown 2.0 steht hier ein Buchautomat vor dem Geschäft – eine umgerüstete Leihgabe der örtlichen Metzgerei. Wie es dazu kam, erzählt Buchhändler Sebastian Seibold.

Im Sommer können sich die Bürger der bayerischen Kleinstadt Eggenfelden (rund 13.000 Einwohner) Grillfleisch und Grillzubehör aus dem Automaten ziehen. Als im Dezember der zweite Lockdown kam, bot die Metzgerei das nützliche Gerät kurzerhand ihrem Mieter an, der Buchhandlung Böhm: „Denn während die Metzgerei weiter geöffnet bleiben darf, mussten wir ja schließen und können unseren Kunden nicht einmal die Abholung von Büchern ermöglichen“, berichtet Sebastian Seibold, der die Buchhandlung gemeinsam mit seiner Frau Doris betreibt.

Besonders gut verkaufen sich die Gutscheine, die für 10, 25 und 50 Euro zu haben sind.

Sebastian Seibold, Buchhandlung Böhm, Eggenfelden

Das Buchhändler-Paar nahm die Idee sofort auf: Innerhalb von zwei, drei Tagen wurde aus dem Automaten fürs Grillgut ein Automat für Lesestoff und Gutscheine. Die Fächerzuschnitte mussten dafür etwas verändert, die Preise umprogrammiert werden. Für besondere Hürden sorgt die Preisbindung, denn der Automat lässt nur runde Preise zu. Die Seibolds fanden aber auch dafür eine Lösung: Bei Büchern mit 99-Cent-Preisen wird kurzerhand ein "Glücks-Cent" aufs Buch geklebt, um die Einhaltung der gebundenen Ladenpreise sicherzustellen.

Zu den Bestsellern im „Wunschbuchautomaten“ gehört Monika Grubers Buch „Und erlöse uns von den Blöden“. Besonders gut verkaufen sich die Gutscheine, die für 10, 25 und 50 Euro zu haben sind und durch Bonbons so beschwert werden, dass sie problemlos in der Auffangschale im Automatenboden landen. Ein Polster aus Schaumstoff sorgt für weiche Landung, Banderolen schützen Taschenbücher zusätzlich vor Schäden durch den freien Fall.

Der Automat sei zwar im Shutdown kein Ersatz für den Lieferservice der Buchhandlung, habe aber gerade vor Weihnachten für Entlastung beim Ausstellen von Gutscheinen gesorgt, zieht Sebastian Seibold Bilanz. In der Facebook-Gruppe Buchhandelstreff haben die Seibolds schon viel Applaus für die Idee bekommen. Und auch die Kunden sind so begeistert, dass die beiden darüber nachdenken, den Automaten nach dem Lockdown in den Regelbetrieb gehen zu lassen. Schon jetzt wechselt die Buchhandlung den Lesestoff immer wieder aus – in der Zeit zwischen den Jahren sind Titel zum Thema „Raunächte“ und Orakelkarten gefragt.

Mit dem Weihnachtsgeschäft 2020 ist Sebastian Seibold alles in allem ganz zufrieden. Für die Lockdown-Verlängerung über den 10. Januar hinaus, die sich im Moment bereits abzeichnet, hat er vor allem einen Wunsch an die Landespolitik: „Es ist aus meiner Sicht dringend notwendig, auch in Bayern die Abholung von Büchern zu ermöglichen. Bäcker, Metzger und sogar Gastwirte können ihre Waren verkaufen – aber ich darf an der Ladentür keinen Lesestoff an meine Kunden abgeben, sondern muss dafür kreuz und quer durch die Stadt fahren.“

Zwar haben die Seibolds mit dem „Wunschbuchautomaten“ eine Alternative gefunden, die mit der Stadt abgestimmt ist. Doch den Abholservice kann das kleine Buchangebot auf Knopfdruck nicht ersetzen.

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