"Wir hätten da was!"

Es wird zunehmend nach Geschenken für die nahe Verwandtschaft gesucht – da wissen die meisten Kund:innen, was gelesen wird. Vager wird es dann bei Freund:innen, wo es teilweise nur heißt: "Frau Mitte 40, liest anspruchsvoll". Manchmal gibt es aber auch konkrete Vorstellungen, wenn die beschenkte Person gern Mariana Leky oder Benedict Wells liest: Daran kann man sich gut entlanghangeln. Ich frage auch gern, ob die Kund:innen nicht etwas verschenken wollen, was sie selbst gelesen haben – dann gibt es eine persönliche Verbindung zum Buch. Pauschalere Empfehlungen sind bei uns schwierig, da wir keine Geschenkbuchecke mit anlassbezogenen Titeln haben. Das macht es für allgemeinere Anfragen manchmal knifflig – in so einem Fall würde ich dann Alina Bronsky empfehlen.

Die Klassiker sind Familienangehörige, danach kommt wahrscheinlich "für meinen Chef". Da versuche ich zuerst herauszubekommen, welche Sparte es sein soll: Sachbuch, Krimi oder doch ein Roman? Das Wichtigste ist die Rückfrage und das daraus entstehende Gespräch. Teilweise gehen Leute mit etwas ganz anderem raus, als sie ursprünglich geplant hatten. Dem Chef wollen die wenigsten einen feministischen Roman von Mareike Fallwickl schenken – der Eindruck kann sich im Laufe des Gesprächs aber auch ändern, wenn sich herausstellt, dass die Kunden ihrem Vorgesetzten eins auswischen wollen. Deswegen ist es schwer, kategorische Empfehlungen auszusprechen. Die gab es vielleicht vor zehn Jahren noch, damit ist es aber lange vorbei. Die Breite des Sortiments hat sich enorm erweitert, Leute legen inzwischen mehr Wert auf Details wie den Ort der Handlung – gerade im Krimibereich.