Interview mit Ingo Kretzschmar von Thalia

"Wir verschlanken unsere Prozesse über alle Bereiche hinweg"

5. April 2022
von Christina Schulte

Auch Thalia kämpft mit Kostensteigerungen und den Nachwehen der Pandemie. Ingo Kretzschmar, Geschäftsführer stationärer Vertrieb, über Optimierungen im Unternehmen, höhere Bücherpreise und stationäre Expansionspläne

Die Corona-Pandemie hat dem Buchhandel in den letzten zwei Jahren Etliches abverlangt. Wie fällt Ihre Corona-Bilanz für das stationäre Geschäft von Thalia aus?
Hinter uns liegen zwei extrem schwierige Jahre im stationären Geschäft. Unterschiedliche Zutrittsbeschränkungen haben den Grundfrequenzen sehr geschadet. In den Zeiten, als 2G galt, haben wir jeden Monat größere Millionenbeträge verloren. Dank unserer Omnichannel-Strategie und unserer Teams in den Buchhandlungen haben wir es jedoch trotz aller Herausforderungen geschafft, aufgrund von Corona weder Läden zu schließen noch Mitarbeitende zu entlassen. Ungeachtet der finanziellen Situation hat die Pandemie die Vernetzung von stationärem Geschäft und E-Commerce bei Thalia beflügelt und unsere Entwicklung vorangetrieben. Mein Fazit bis heute: Wir haben im stationären Geschäft Verluste hinnehmen müssen. Auf der anderen Seite sehen wir unsere Strategie bestätigt und sind über uns hinausgewachsen.

Hat Thalia Corona-Hilfen erhalten?
Ja, aber das ist ein Bruchteil des Schadens, den wir aufgrund staatlich verordneter Schließungen erlitten haben – Geld, das für Investitionen fehlt.

Was hat Ihr Unternehmen aus der Pandemie gelernt?
Wir haben gesehen, dass unsere Drei-Säulen-Strategie, die auf stationärem, Online- und digitalem Handel gründet, richtig ist und aufgeht. Wenn ein Kanal etwas schwächer war, sind die anderen Kanäle eingesprungen, die Umsätze konnten zwischen den Kanälen »floaten«. Ausgezahlt haben sich auch unsere Investitionen in den Systemhandel mit Thalia Retail Concepts und in das Fachinformationsgeschäft mit Lehmanns Media als vierte und fünfte Säule unserer Strategie. Als die Buchhandlungen geschlossen waren, zog unser Geschäft insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel an, der Fachinformationshandel zeigte sich während der gesamten Pandemie stabil.

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