Neuer Mietvertrag für Kisch & Co.

Zwangsräumung findet nicht statt

23. August 2021
von Börsenblatt

Unerwartete Wendung bei der von Zwangsräumung bedrohten Buchhandlung Kisch & Co. in Berlin: Eine Immobiliengesellschaft der Deutsche Wohnen bietet ihr einen Mietvertrag wenige Häuser weiter an.

Als Symbol gegen die Gentrifizierung ist Kisch & Co. in der Oranienstraße 25 über die Stadtgrenze Berlins hinaus bekannt geworden, weil sich an den Protesten gegen die Räumungsklage des luxemburgischen Immobilienfonds Victoria Immo Properties jeweils mehrere Hundert Menschen beteiligt hatten — das Börsenblatt hatte berichtet. Nun bietet die zur Deutsche Wohnen gehörende GSW Immobilien AG dem Kreuzberger Buchladen in der Oranienstraße 32 (140 Quadratmeter) einen Mietvertrag mit elf Jahren Laufzeit und jährlicher Steigerung von zwei Prozent an, wie der "Tagesspiegel" schreibt. Die Mietfläche sei jedoch nur halb so groß. Laut RBB soll der Vertrag zunächst über zwei Jahre gehen mit einer mehrmals Verlängerungsoption. Der Mietvertrag soll am 23. August unterschrieben werden, wie die "Berliner Zeitung" berichtet;  die Schlüssel des bisherigen Ladenlokals müssen dem Gerichtsvollzieher dennoch am 24. August um 8.15 Uhr übergeben werden..

Die Berliner Kommentatoren sehen das Angebot des Deutsche Wohnen-Unternehmens als Versuch, das Image des Konzerns zu verbessern. Derzeit ist in Berlin die "Deutsche Wohnen & Co. enteignen"-Initiative aktiv: Am 26. September sollen in einer Volksabstimmung die Wahlberechtigten der Hauptstadt entscheiden, ob die Berliner Wohnungsbestände von großen Immobilienkonzernen auf der Grundlage von Artikel 15 des Grundgesetzes vergesellschaftet werden sollen.