Zwei Generationen blicken auf die Branche

"Bücher bleiben cool"

4. Februar 2022
von Markus Klose

Dieses Gastspiel ist besonders – formal wie inhaltlich. In einem Dialog geht es um zwei Perspektiven auf die Buchbranche und ihre Herausforderungen. Im Gespräch: Sandra Vogel, Nachwuchssprecherin voll positiver Energie für die Welt der Bücher, und Kolumnist Markus Klose, der nichts anderes als eben diese Welt kennt und sie dennoch mit großem Erstaunen betrachtet.

  Sandra, bald hört dein Volontariat bei dtv auf. Bist du froh, dann endlich in eine Branche wechseln zu können, in der man echte Business-Perspektiven hat?
    Zum Beispiel?
Na, sagen wir: Elektrofahrräder. Oder Halbleiter, die werden dringend benötigt. Oder vegane Tiernahrung, ein stark wachsendes Segment.
    Nein, das habe ich mir nie überlegt. Ich will Bücher machen, es gibt nichts Besseres.
Aber Sandra, Bücher gibt es seit Jahrhunderten. Die Welt dreht sich weiter. 
    Bücher bleiben, sie sind ausgereift, verfügen über hohe Convenience, sind hübsch, absolut instagrammable, man kann sie sammeln oder verschenken, sie sind gut zu recyceln. Und sie bleiben cool. Sie sind eine Ansage.
Insta, TikTok, Podcast … Sind das nicht eher die coolen Ansagen?
    Ich bin umgeben von Bücherfans, von Kolleg:innen in Verlagen und Buchhandlungen, die nie etwas anderes machen wollen. Wir alle lieben das Lesen, wir lieben diese wunderbare Form, wie Inhalte dargestellt werden. Und was ich immer wieder höre und auch selbst sehr nachvollziehbar finde: Wir mögen auch den Duft von Büchern. Den würde ich mir allzu gerne als Parfum kaufen.
Das gibt es ja, heißt »Paper Passion«, von Geza Schön, einem Berliner Parfumeur. So, damit haben wie den Werbeblock auch erledigt.
    Haha, wirklich? Das ist ja verrückt! Jedenfalls, ich höre immer wieder, dass man in der Branche glaubt, wir jungen Menschen lesen lieber digital. Das Gegenteil scheint mir der Fall zu sein. Oder wie erklärst du dir sonst die ganzen eindrucksvollen, nach Farbe sortierten Bücherregale, die YouTuber in ihrem Hintergrund haben?
Ok, Bücherliebe, verstanden. Warum sind Sie Buchhändler:in, fragte man früher, die Antwort lautete nicht selten: Weil ich so gern lese! Aber wenn das reicht, das Lesenwollen, wozu dann eure krassen Ausbildungen? Ihr habt hochqualifizierte Studiengänge hinter euch, sprecht mindestens drei Sprachen, wart lange Zeit im Ausland, könnt digital »nativ« kommunizieren …
    Weil ich wie eben viele andere davon überzeugt bin, dass Buchinhalte wichtig sind und wir sie in der bestmöglichen Art anbieten sollten. Das geht nur, wenn man kompetent ist, sich international vernetzt und die neuesten Technologien benutzt.

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