Deep Reading entspannt
Den Alltagsstress daheim lassen und einfach mal abschalten: Das gelingt im Urlaub besonders gut – und beim Lesen richtig dicker Schmöker.
Den Alltagsstress daheim lassen und einfach mal abschalten: Das gelingt im Urlaub besonders gut – und beim Lesen richtig dicker Schmöker.
Professor Jost Schneider von der Ruhr-Universität Bochum hat sich intensiv mit der Sozialgeschichte des Lesens befasst. Auch mit klassischen Urlaubslektüren. »Dicke Bücher, für die man sonst keine Zeit hat«, umriss er in der »taz« die Lesevorlieben, »es sind längere oder anspruchsvollere Texte, für die man Ruhe und Konzentration benötigt.« Ohne große Störungen von außen in die Tiefen eines Texts einzutauchen, ermöglicht jenes Deep Reading, das ganz andere Hirnareale erreicht als oberflächliches Lesen – weil man sich in die Figuren hineinversetzen, mit ihnen leiden, lachen und den Text emotional durchleben kann. Lesen wird als Genuss erfahren.
Der Urlaub ist immer noch die beliebteste Situation außerhalb des Arbeitsalltags, in der zum Buch gegriffen wird (neben Wochenenden oder Freizeitstunden). Das hat Nadine Heindl in den Untersuchungen zu ihrer Bachelorarbeit »Das Leseverhalten von Frauen« an der Hochschule Merseburg festgehalten. Ausschlaggebend ist dafür der Faktor Zeit – vielleicht wäre »Muße« das bessere Stichwort. Und Amelie Berboth weist in »BR 24« auf einen weiteren Aspekt hin, der den Urlaub vom Alltag abhebt: »Im Urlaub entschleunigen wir beim langsamen Lesen dicker Wälzer«, schreibt sie in ihrem Bericht über die internationale Tagung »Wie wir lesen« im Literaturhaus München 2018. Das einsame, versunkene Lesen bringt offenbar Ruhe und Erholung – gepaart mit dramaturgisch geschickten Handlungsabläufen und gezielt eingesetzten Spannungsmomenten kann dann die Lesezeit gar nicht lang genug sein. Und der Roman, der Krimi, der Thriller nicht umfangreich genug.
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