Herder trauert um Autor

Gerhard Lohfink ist tot

3. April 2024
von Börsenblatt

Gerhard Lohfink, römisch-katholischer Priester, Professor für Neues Testament sowie Autor zahlreicher religiöser Fach- und Sachbücher, ist am 2. April im Alter von 89 Jahren gestorben. Sein letztes Werk erscheint posthum im Herbst 2024.

Gerhard Lohfink

"Der Verlag Herder verliert mit Gerhard Lohfink einen seiner großen Autoren, einen der wichtigen Repräsentanten einer glanzvollen Epoche der katholischen Theologie", trauert Simon Biallowons, verlegerischer Geschäftsführer von Herder, in einer Mitteilung zum Tod von Lohfink.

Gerhard Lohfink hinterlasse eine bedeutende Anzahl an Publikationen (darunter allein rund 30 Monographien). Der Verlag Herder dürfe für sich in Anspruch nehmen, nicht nur die meisten und wichtigsten seiner monographischen Werke veröffentlicht zu haben, sondern ihn auch durch den Verkauf der Rechte seiner Bücher in viele Sprachen einem weltweiten Publikum bekannt gemacht zu haben.

Sein letztes Buch, "Warum ich an Gott glaube" (Freiburg, Herbst 2024), das er im Wissen um seinen nahenden Tod verfasste, dürfe als sein biographisches Vermächtnis gelten. Seine direkte und zugängliche Sprache, seine Kunst, auch komplexe theologische Zusammenhänge luzide darzustellen, sein Ernstnehmen der Glaubensnöte seiner Mitchristen – all das sicherten ihm den anhaltenden Zuspruch einer breiten Leserschaft, die er bis zuletzt mit Erfolg erreicht habe, so Herder.

Gerhard Lohfink, geboren am 29. August 1934 in Frankfurt am Main, entstammt einem katholischen Elternhaus. Nach dem Abitur studierte er ab 1955 Philosophie und Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen und an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1960 empfing er vom Bischof seiner Heimatdiözese, Wilhelm Kempf, die Priesterweihe; es folgte 1961–63 eine Zeit als Kaplan in Oberursel. 1964 schickte ihn sein Bischof zum Promotionsstudium an die Universität Würzburg; wo Gerhard Lohfink 1971 bei Rudolf Schnackenburg zum Dr. theol. promovierte. 1973 folgte die Habilitation.

1973 wurde Lohfink zum Wissenschaftlichen Rat für das Fach Neues Testament an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen ernannt, 1976 folgte ebenda der Ruf als Ordinarius für Neues Testament. 1987 schied er auf eigenen Wunsch aus dem Universitätsdienst aus, um in der Katholischen Integrierten Gemeinde (KIG) leben und arbeiten zu können (2020 in der Erzdiözese München aufgelöst). Neben seinem Engagement in der Gemeinde widmete er sich einer intensiven Vortragstätigkeit und erwarb sich dadurch eine treue Hörer- und auch Leserschaft.

Eine Übersicht der wichtigsten Titel von Gerhard Lohfink findet sich hier. Besonders hervorzuheben seien "Die wichtigsten Worte Jesu" (2022), "Die vierzig Gleichnisse Jesu" (7. Aufl. 2023) sowie "Am Ende des Nichts?" (Sonderausgabe 2024) über die christliche Hoffnung auf Auferstehung.