Kritik an neuen Corona-Regeln

HDE hält Maßnahmen für kontraproduktiv

26. November 2020
von Börsenblatt

Der Handelsverband Deutschland (HDE) kritisiert die neue Corona-Regelung zur Kundenfrequenz in Geschäften. Wenn auf Flächen über 800 Quadratmeter nur ein Kunde pro 20 Quadratmeter zugelassen sei, würden Supermärkte, Einkaufszentren und Kaufhäuser benachteiligt. Auf Flächen unter 800 Quadratmeter darf sich ein Kunde pro zehn Quadratmeter aufhalten. Der HDE warnt zudem vor einer zunehmenden Verlagerung des Weihnachtsgeschäfts in den Online-Handel.

"Es gibt keinen sachlichen Grund, unterschiedliche Regelungen für
Verkaufsflächen über und unter 800 Quadratmetern zu erlassen", sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die Hygienekonzepte im Einzelhandel hätten sich sowohl in kleinen wie auch in den größeren Räumlichkeiten von Geschäften, Supermärkten, Kaufhäusern und Einkaufszentren bewährt. "Die neue Regelung könnte auch kontraproduktiv sein, wenn sich Warteschlangen vor den Geschäften und in den Innenstädten bilden", so Genth weiter. Eine solche Regelung stünde auch juristisch auf sehr unsicherem Boden. Das zeigten die Erfahrungen nach Ende des ersten Lockdowns, als zunächst nur Händler mit weniger als 800 Quadratmetern öffnen durften. Diese Regelung wurde anschließend von Gerichten infrage gestellt.

Höheres Ansteckungsrisiko befürchtet

Der HDE sieht bei der beschlossenen Neuregelung zudem deutliche
Risiken: "Mit dieser Regelung werden wir Warteschlangen vor den
Supermärkten, Modegeschäften und Kaufhäusern erleben. Das schafft
neue Gelegenheiten für Ansteckungen“, so Genth.

Geschäft könnte in Online-Handel wandern

Nach der Entscheidung zur Verlängerung des Lockdown light hat der HDE seine Prognose für das Weihnachtsgeschäft korrigiert. Man gehe zwar nach wie vor von einem Gesamtumsatz im Handel von 104 Milliarden Euro für November und Dezember aus, viele Einkäufe würden aber in den Online-Handel verlagert.

"Die Verbraucher werden auch in Coronazeiten zu Weihnachten Geschenke kaufen. Unter den Bedingungen des Teil-Lockdowns erledigen sie ihre Einkäufe in vielen Branchen aber voraussichtlich oft lieber online", so Hauptgeschäftsführer Genth. Die Verlängerung des Lockdown-light in den Dezember hinein treffe den Innenstadthandel deshalb massiv. Schon in den ersten drei Wochen seien die Umsätze hier um durchschnittlich 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.

Deloitte: Kunden bleiben stationärem Handel treu

Im Gegensatz zur HDE-Progrose steht das Ergebnis einer Umfrage des Marktforschers Deloitte: Demnach wollen deutsche Konsumenten – trotz erheblich schmaleren Weihnachtsbudgets und trotz Pandemie – ihre Geschenke bevorzugt im stationären Handel einkaufen. Ein Viertel der Befragten habe mit der Geschenksuche bereits im November begonnen, elf Prozent wollen am "Black Friday" shoppen. Die Aussagekraft der Befragung ist allerdings insofern begrenzt, als sie bereits zwischen dem 29. Oktober und dem 4. November 2020 durchgeführt wurde – zu einem Zeitpunkt also, an dem die Maßnahmen für den Lockdown light im November zum Teil noch nicht in Kraft getreten waren, und eine weitere Verschärfung im Dezember nicht absehbar war.

GfK: Verbraucherstimmung spürbar gedämpft

Der Lockdown light habe die Verbraucherstimmung im November spürbar gedämpft, zeigt die aktuelle GfK-Konsumklimastudie für November 2020. Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung wie auch die Anschaffungsneigung mussten – wie schon im Vormonat – Einbußen hinnehmen. Für Dezember prognostiziert der Marktforscher nun einen Wert von -6,7 Punkten und damit 3,5 Punkte weniger als im November dieses Jahres (revidiert -3,2 Punkte).