Hans Pleschinski gratuliert Wolfgang Beck zum 80. Geburtstag

"Immer gesprächsbereit"

29. September 2021
von Börsenblatt

Wolfgang Beck hat in seinem Verlag C.H. Beck (Literatur, Sachbuch, Wissenschaft) über die Jahrzehnte Hunderte von Geistesgrößen versammelt. Heute feiert der Verleger, der 2015 die Leitung des Hauses an seinen Sohn Jonathan übergab, seinen 80. Geburtstag. Der Schriftsteller Hans Pleschinski, seit 1993 Autor des Verlags, gratuliert ihm.

Dezenz hat einen Namen: Wolfgang Beck. Bis zu seinem vermeintlichen Ruhestand genoss ich das Privileg, dass er über viele Jahre mein Verleger war. Und der von etlichen Hundert anderen Autoren, teils weltberühmten. Denn Wolfgang Beck war der Herr über einen Kosmos, der sämtliche Facetten der Geisteswissenschaften, seit 1999 auch der Literatur, zu einem Sternenhimmel von Büchern vereinte, die das Land nicht nur beleuchten, vielmehr oft genug sogar erleuchten. Werke, die nicht allein dem Zuwachs von Wissen dienen, sondern insgesamt die humanistisch-poetisch Lesenden zum Ziel haben.

Hinter allen Regungen des Verlagshauses stand Wolfgang Beck. Bei ihm verlegt zu werden, bedeutete so etwas wie die Aufnahme in einen Orden der Ritter von der Wilhelmstraße. Manchmal meinte ich, die Koryphäen und Schöngeister müssten mit Blumensträußen in Schwabing aufwarten, um dem Hause Beck für die Aufnahme in seine Programme zu danken.

Ich erlebte Wolfgang Beck bisweilen per Post und war perplex. Wie bewerkstelligte es der Verleger von rund eintausend Publikationen jährlich die Bücher auch noch zu lesen und einem Autor mit gutbürgerlicher Tinte inhaltsreich Glückwünsche zu übermitteln? Viele Treffen mit ihm hatten ihren eigenen Charakter. Gelegentlich hielt er mit dem Fahrrad neben mir, Worte wurden gewechselt. Öfter ereigneten sich Zusammentreffen im Verlag. Fast geräuschlos trat die große, schlanke Gestalt nach einer der wahrscheinlich stets entscheidenden Sitzungen aus einem Raum. Nie aufgeregt erlebte ich Wolfgang Beck, sondern trotz mutmaßlicher Eile immer gesprächsbereit. Sein "Ja" bleibt in Erinnerung. Dieses "Ja" signalisiert: Ich habe verstanden. Sodann folgt der im Nu gereifte Gedanke: "Ja. Das sollten wir noch bedenken ..." "Ja. Da bin ich optimistisch ... " Binnen kurzem schätzt man den weltkundigen Mann auch wegen seines Charmes. Esprit und Witz melden sich durch unmerklich geschürzte Lippen, vor allem aber durch ein Blitzen in seinen Augen. Diese Augen sind jung, und so ist es auch Wolfgang Beck, gleichgültig, zu welchem Geburtstag wir gratulieren dürfen.