Führungswechsel bei Hörbuch Hamburg

Johannes Stricker: "Erstmal weg"

30. September 2022
von Sabine van Endert

Am Donnerstagabend hat Johannes Stricker sich von den Mitarbeiter:innen bei Hörbuch Hamburg verabschiedet, die Geschäftsführung liegt nun bei Colin Hauer. Was er seinem Nachfolger mit auf den Weg geben möchte, wie er die Zukunft des Hörbuchs einschätzt und welche Wünsche er für die Audiobranche hat, erzählt Stricker dem Börsenblatt im Abschiedsinterview. 

Johannes Stricker

Nach 25 Jahren in der Hörbuchbranche, davon 14 Jahre bei Hörbuch Hamburg, ist jetzt Schluss – was haben Sie vor? Wo trifft man Sie in den nächsten Jahren wieder?

Ich werde erstmal reisen, nächste Woche ist mein Flug gebucht nach Venedig, dort werde ich mir die Biennale anschauen, danach geht’s mit dem Auto Richtung Portugal und Marokko bis Weihnachten - und was im neuen Jahr geschieht: Ich weiß es noch nicht.

Was werden Sie vermissen?

Natürlich all die Kolleginnen und Kollegen. Es war großartig, die Begeisterung mitzuerleben, wie gemeinsam an dem Fortkommen der Hörbuch-Branche gearbeitet wurde und wird.

Und was wird Ihnen rein gar nicht fehlen?

Was mir nicht fehlen wird, sind zum Beispiel bürokratische Dinge wie Rechtebewertung, Auseinandersetzungen mit der GEMA oder Gespräche mit Leuten, die den digitalen Wandel verschlafen haben und auch nichts vom Boom des Audiomarkts wissen wollen. Leider sind das Dinge, mit denen man sich als Geschäftsführer eines Hörbuchverlags auch auseinandersetzen muss.

Was möchten Sie Ihrem Nachfolger Colin Hauer mit auf den Weg geben?

Eben auch die Dinge zu tun, die auf den ersten Blick keinen Spaß machen - aber letztlich dann doch dazu beitragen, das Hörbuch weiterzubringen.

Vor 25 Jahren spielte das Hörbuch auf CD unangefochten die Hauptrolle, begleitet von Hörbüchern auf Kassetten. Wie hoch ist der Umsatzanteil des Hörbuchs auf CD bei Hörbuch Hamburg heute?

Mittlerweile beträgt der physische Anteil am Umsatz bei Hörbuch Hamburg gerade mal noch knapp 15 Prozent, d.h. ein gigantischer Wandel in den Hörgewohnheiten hat stattgefunden und findet weiterhin statt. Noch nie haben soviel Leute Hörbuch gehört wie heute. Und das bequem per Smartphone, das mittlerweile jeder in der Tasche hat.

Wird die CD aus dem Hörbuchmarkt verschwinden?

Ich denke, dass das physische Hörbuch weiterhin Bestand haben wird, denn es wird auch in Zukunft weiterhin Menschen geben denen das physische Besitzen oder Verschenken wichtig ist.

Sie haben viel bewegt - worauf sind Sie stolz?

Ich habe vieles zum Wandel des Hörbuchs beigetragen. Da muss man sich nur die letzten Jahre bei Hörbuch Hamburg anschauen: Neben dem starken Wachstum wurde die Marketing- und Communication-Abteilung etabliert, ein komplett neuer Markenauftritt initiiert, die Webseite relauncht, neue Räume angemietet, die Berliner Residenz gegründet, interne Abläufe neu gestaltet usw. usf.. Hörbuch Hamburg ist nicht nur einer der größten Hörbuchverlage in Deutschland, sondern steht heute als ein zentraler Gestalter des Audiomarkts da. Und darauf bin ich stolz!

Was wünschen Sie der Hörbuchbranche für die Zukunft?

Dass Sie so bleibt wie sie ist: Vielfältig, fortschreitend, kontrovers, aber immer im Blick ein Ziel: das Leben der Menschen zu verbessern. Denn: Wer hört, lebt doppelt!