Spezial Nachhaltigkeit

Katapult pflanzt eigenen Wald

22. April 2021
von Nils Kahlefendt

Mehr Wald wagen: Der Greifswalder Katapult Verlag legt in Sachen Nachhaltigkeit selbst Hand an. Mehr zum Thema Nachhaltigkeit lesen sie im gleichnamigen Spezial, das am 22. April in Börsenblatt 16-2021 erschienen ist.

Einen Wald zu pflanzen, gehört, zugegeben, nicht zu den Kernkompetenzen eines Verlags. Doch der in Greifswald ansässige Katapult Verlag, der neben dem gleichnamigen Magazin im Corona-Jahr 2020 ein Buchprogramm gestartet hat und noch in diesem Frühjahr eine eigene Regionalzeitung für Mecklenburg-Vorpommern auf den Markt bringen will, hat sich noch nie sonderlich um Denkverbote geschert. Im letzten Jahr hat Katapult ein altes Schulgebäude zum Verlagssitz umgebaut, direkt daneben entsteht nun eine Baumschule und, Stück für Stück, der eigene Wald.

Dass man nicht durch exzessives Waldbaden und die Non-stop-Lektüre sämtlicher Peter-Wohlleben-Bücher, sondern mit persönlichem Einsatz etwas fürs Klima tun kann, wurde den Greifswaldern bei einer Magazin-Recherche klar. "Wir haben bei der 'Zeit', bei 'Spiegel', 'Stern' und anderen Häusern nachgefragt, ob sie klimaneutral produzieren und wie sie zum Thema Nachhaltigkeit stehen", erzählt Sebastian Haupt, Chefredakteur des Katapult-Faltmagazins "Knicker". "Dabei zeigte sich: Während die Zeitungsherstellung in Deutschland inzwischen zu 100 Prozent auf Recyclingpapier erfolgt, wird es auf dem Magazinmarkt kaum genutzt." Im Ergebnis stellte das Katapult Magazin 2019 auf Recyclingpapier um. Doch dabei wollte man nicht stehen bleiben: Was, bitte, ist die Finanzierung fremder Aufforstungsprojekte in den Alpen oder Peru über sogenannte Kompensationszertifikate gegen das eigenhändige Pflanzen eines Walds, direkt vor der eigenen Haustür? Selbstverständlich publizistisch begleitet, wie viele Katapult-Projekte: "Natürlich wollen wir auch darüber erzählen, Anstöße geben, das Thema in der Debatte halten."

Mit dem – wie das ganze Buchprogramm selbstverständlich auf Recyclingpapier gedruckten – Band "Wie man illegal einen Wald pflanzt" dokumentiert die Katapult-Crew nun die eigene Lernkurve. Der eine Art Waldguerilla evozierende Titel schafft Aufmerksamkeit, doch ein paar gesetzliche Hürden und ökologische Fallstricke gibt es doch. "Wir sind anfangs recht hemdsärmelig rangegangen", erinnert sich Sebastian Haupt. "Wenn man wirklich nachhaltig aufforsten will, tut man gut daran, mit Profis zu reden." Das Autorenteam hat Förster bei der Arbeit begleitet, sich durch Gesetzestexte gewühlt und auch mögliche Pleiten, Pech und Pannen nicht ausgespart. Auch wenn alles "viel, viel langsamer geht als gedacht": Im Katapult-Wald werden bald auch Bäume heranwachsen, die in Europa bereits zu den bedrohten Arten gehören. Momentan müssen die eingetopften Setzlinge noch vor letzten Frösten geschützt werden.

Die geschätzte Katapult-Leserschaft ist eingeladen, das Waldprojekt zu unterstützen – zunächst mit Spenden, später auch beim Buddeln und Gießen. In Zeiten, wo jeder fünfte gefällte Baum für die Papierherstellung verwendet wird, glauben sie bei Katapult, dass es höchste Zeit ist, selbst zu handeln. "Für alle, die nicht mehr warten wollen", so lautet das Motto ihres Waldbuchs. Die 13 Kompensations-Bäume sind längst gepflanzt. Katapult-Fans können sie in ein paar Jahren im Naturpark Nossentiner Heide umarmen.