Wie die taz berichtet, steht das einzige Tucholsky-Museum Deutschlands in Rheinsberg vor einer ungewissen Zukunft. Nach dem altersbedingten Ausscheiden des bisherigen Leiters Peter Böthig entschied die Stadt, die Leitung nicht neu zu besetzen, sondern das Museum dem Amt für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung unterzuordnen – ein Schritt, der weitreichende Kritik ausgelöst hat. Laut taz ist in diesem Amt auch ein bekannter Rechtsextremer beschäftigt, was die politische Dimension der Entscheidung zusätzlich brisant macht.
13 Autor:innen, darunter Max Czollek, Katja Lange-Müller, Margarete Stokowski und Konstantin Wecker, fordern in einem gemeinsamen Aufruf die Wiederherstellung der Eigenständigkeit des Hauses. Das Museum sei ein „Denkort“, der gegen politische Einflussnahme geschützt werden müsse, so der Tenor des von der taz dokumentierten Appells.
Die Akademie der Künste hat unterdessen Anfang Juli angekündigt, die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit dem Museum auszusetzen – unter Verweis auf die fehlende wissenschaftliche Leitung. Zwar wurde mit dem Publizisten Peter Graf ein „Projektmanager“ benannt, doch Kritiker:innen werten dies laut taz als symbolische Maßnahme ohne strukturelle Relevanz.
Der Konflikt wirft ein Schlaglicht auf die Frage, wie politisch ein Literaturmuseum sein darf – und ob das Erbe eines erklärten Antifaschisten wie Kurt Tucholsky heute noch geschützt ist.