Wenn ich Menschen erzähle, dass ich durch Deutschland fahre und dabei Buchhandlungen, Verlage, Autor:innen, Illustrator:innen und weitere Buchmenschen und Literaturorte besuche, um fürs Lesen und fürs Buch zu begeistern, gehen viele direkt davon aus, dass ich mich damit an eine junge Zielgruppe wende. Wenn man von Leseförderung spricht, denkt ein Großteil unmittelbar an Kinder und Jugendliche. Lohnt sich Leseförderung bei den Erwachsenen nicht mehr?
In Berlin treffe ich den Kinderbuchautor Martin Muser ("Kannawoniwasein!"), der mir erzählt, dass er ein Problem mit dieser Anspruchshaltung der Erwachsenen hat, alle Kinder sollen zu begeisterten Leser:innen werden. Kinder haben unterschiedliche Interessen und Talente, und da ist es auch in Ordnung, wenn einige keine Bücherwürmer werden. Außerdem solle man sich da auch mal an die eigene Nase fassen: Wie viele von den Menschen, die sich beklagen, dass die jungen Menschen nicht mehr lesen, lesen denn selbst regelmäßig? Und damit trifft er einen wichtigen Punkt. Wenn ich auf Social Media unterwegs bin, merke ich, dass sich da meine Generation nicht allein tummelt – vom Lesen lassen sich Menschen aller Altersgruppen ablenken. Anfällig für den schnellen Dopamin-Kick sind nicht nur die Teenies, sondern auch die Boomer. Klar, dass das Buch da mal zu kurz kommt.
Roland Muller aka @rm.eisrausch