European Writers‘ Council

#FreeAllWords gibt Autor:innen aus Belarus und Ukraine eine Stimme

14. Juli 2022
von Börsenblatt

Mit #FreeAllWords hat der European Writers‘ Council einen internationalen Text- und Übersetzungsfonds für verfolgte oder geflüchtete Schriftsteller:innen aus Belarus und Ukraine gegründet.

Mit der internationalen Initiative #FreeAllWords hat sich der European Writers Council (EWC) zur Aufgabe gemacht, bedrohten, verfolgten und kriegsgeschädigten Autor:innen eine Stimme zu geben.

Die Lage für belarusische Medienschaffende ist lebensbedrohlich. Das Lukaschenko-Regime geht immer rigider gegen Meinungs- und Pressefreiheit vor. 2021 wurden laut einem Bericht des PEN-Zentrums über 500 Medien- und 1.200 Kulturschaffende verhaftet. Anders, aber nicht weniger bedrohlich ist der tägliche Terror und Russlands Krieg gegen die Ukraine für Autor:innen in der Ukraine. Sie kämpfen an der Front, unterstützen Flüchtlinge, harren als Chronisten in umkämpften Gebieten aus oder sind in europäische Länder geflohen.

Das Programm #FreeAllWords ist ein Übersetzungsfonds und unterstützt belarusische und ukrainische Autorinnen und Autoren aller Genres und wird unter dem Dach des EWCs koordiniert. Unterstützt wird er dabei vom Dachverband literarischer Übersetzungsverbände.

Ziel ist die Finanzierung von Übersetzungen von kurzen, aktuellen Texten zensierter oder gewaltsam zum Verstummen gebrachter Autor:innen in so viele Sprachen wie möglich, ebenso wie die rasche Unterstützung durch Texthonorare.

„Wir wollen eine Brücke der Meinungsfreiheit, der Demokratie und der Verständigung zwischen Schriftsteller:innen, Kulturen, Nationen und Sprachen bauen. Unsere Kolleg:innen brauchen jetzt keine offenen Briefe, sie brauchen Druckzeilen, Sendeminuten und online-Formate, um aus ihrer Sicht erzählen und berichten zu können. Wir organisieren diese konkrete Hilfe“, erklärt Nina George, Schriftstellerin und Präsidentin des EWC.

Nach der ersten Spenden-Kampagne konnten nun die ersten drei Autor:innen mit Übersetzungen ins Spanische und Englische gefördert werden:

  • Kaciaryna Andrejeva (Bachváłava), eine belarusische Journalistin, die 2020 wegen „Landesverrat“ als politische Gefangene anerkannt wurde
  • Barys Piatrovič, ein belarusischer Schriftsteller und Gründer unabhängigen, demokratischen Literaturzeitschrift
  • Svetlana Lavochkina, eine ukrainische Romanautorin, Dichterin und Übersetzerin, die seit 1999 in Deutschland lebt.

Ende Juli startet eine breit angelegte Medienkampagne, die für die Unterstützung von Autor:innen, Übersetzer:innen  und von Förderprogrammen wirbt. Außerdem wird die Initiative auf der Frankfurter Buchmesse vertreten sein.

Die Autor:innen- und Übersetzer:innenhonorare werden aus dem Fonds #FreeAllWords beglichen. Beteiligte Stiftungen: Fritt Ord, Kopinor (beide Norwegen), Landis&Gyr, Karl und Sophie Bindung Stiftung (beide Schweiz). Die ersten Texte und Übersetzungen von zunächst 30 Autoren und Autorinnen aus Belarus, Ukraine und Russland sollen in bis zu 31 Ländern in den kommenden Monaten erscheinen.

Ziel sind mindestens eine Million veröffentlichter Worte für Frieden und Freiheit der Meinungsäußerung, für die Verständigung zwischen Kulturen und Nationen, sowie als zentraler Beitrag bei der Überzeugungsarbeit für eine freie, demokratische, friedliche und integrative Gesellschaft.