Diogenes-Verleger Philipp Keel

"Ich muss nie nicken"

2. Mai 2022
Stefan Hauck

Seit zehn Jahren leitet er Diogenes, seit drei Jahren ist er Alleininhaber und gerade mit dem Premio Enrico Filippini für "Mut und Innovationsgeist" ausgezeichnet worden: Philipp Keel. Der Versuch einer Zwischenbilanz.

Dass Philipp Keel auf zehn Jahre als Diogenes-Verleger zurückblicken kann – darauf hätte er 2012 selbst nicht wetten mögen. Nach dem Tod seines Vaters war unklar, wie es in der Zürcher Sprecherstraße weitergeht; sein älterer Bruder Jakob wollte Diogenes nicht leiten – der Ball lag bei Philipp Keel. "Wenn ich mich nicht hineinknie, passiert nichts Schlechtes, aber auch nichts Gutes", dachte er. Viel schwerer wog die Ungewissheit, ob es mit den Mitarbeiter:innen und Autor:in­nen klappt, ob die Buchhändler:innen ihn ernst nehmen ­würden und, die größte Sorge, ob er neue Autor:innen finden würde. "Ich bin furchtbar kritisch", sagt er nachdenklich und zuckt mit den Schultern, "das ist auch für mich anstrengend."

 

Wer mit so vielen gut geschriebenen und gezeichneten Büchern aufgewachsen ist wie Philipp Keel, hat hohe literarische Standards. Er ist einer, der auf viele Geschichten, Filme und Bilder zurückgreifen kann. Wo andere achtlos vorbeistürmen, fallen ihm Details auf: "Auch wenn ich reise, bin ich in Aufzügen schockiert, wie furchtbar grell es da drin geworden ist." Dennoch bedeutet kritisch sein bei Keel nicht, dass er sich nicht entscheiden kann: "Ich muss nie nicken, ich kann bestimmen, wie ich arbeite, wie ich mein Leben lebe, mit wem ich es zu tun habe."

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