Afrikanische Literatur

Kärrnerarbeit

14. August 2020
von Börsenblatt

Afrikanisch, afrodiasporisch oder transnational: Wie entwickelt sich die afrikanische Literatur? Litprom-Leiterin Anita Djafari zeichnet die großen Linien bei den Themen, den Autor*innen und den Vermittler*innen nach.

Ene doppelte Einladung hatte Peter Weidhaas 1980 als Direktor der Frankfurter Buchmesse ausgesprochen: Er lud »Schwarzafrika« als Gastland ein und organisierte mit einer Handvoll Gleichgesinnter und engagierten Mitarbeiter*innen dazu ein dreitägiges Symposium unter dem Titel »Afrikanische Schriftsteller im Gespräch«.

Weidhaas brachte afrikanische Schriftsteller*innen von Ghana bis Südafrika zusammen und machte sie beim deutschsprachigen Publikum bekannt. In Südafrika herrschte noch Apartheid, allein die Ausreise zu erwirken war ein schwieriges Unterfangen; viele Schrift­steller*innen auch aus anderen Ländern befanden sich im erzwungenen Exil; die erkämpfte Freiheit stellte sich nicht selten als trügerisch heraus. Dementsprechend war der Tenor der Literatur geprägt vom postkolonialen Diskurs und eminent politisch.

40 Jahre später lädt Litprom, wie die »Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika« heute heißt, abermals zu einem Symposium während der Frankfurter Buchmesse ein – mit der gleichen Intention wie damals, aber jetzt mit großen Fragen im Gepäck: Was hat sich in diesen vier Jahrzehnten geändert – in der literarischen Landschaft der Länder Subsahara-Afrikas, aber auch bei der Vermittlung und Rezeption hier?

Frauenanteil gestiegen

Geändert hat sich viel. Besonders augenfällig ist der Anteil der schreibenden Frauen. Anfang der 1980er Jahre betrug er gerade einmal fünf Prozent. Heute sind die afrikanischen Autorinnen wichtige Stimmen, die auch international stark wahrgenommen werden.

Gelegentlich geht es in ihren Werken um »Frauenthemen« wie den gesellschaftlichen Druck bei Unfruchtbarkeit, etwa in Ayòbámi Adébáyòs Roman »Bleib bei mir« (Piper, Übersetzerin: Maria Hummitzsch). Und die Nigerianerin Lola Shoneyin versteht es in »Die geheimen Leben der Frauen des Baba Segi« (Edition Büchergilde, Übesetzerin: Susann Urban), sich auf äußerst humorvolle Weise mit der Problematik der Polygamie auseinanderzusetzen, die auch heute noch virulent ist. Bereits 1980 hatte Mariama Bâ diese Ungerechtigkeit in »Ein so langer Brief« literarisch brillant und sehr poetisch umgesetzt, dass der Titel auch hierzulande zu einem Longseller wurde.

Eine wahre Entdeckung ist die vielfach ausgezeichnete Kenianerin Yvonne Adhiambo Owuor, die sich in ihrem Roman »Der Ort, an dem die Reise endet« (DuMont, Übersetzerin: Simone Jakob) anhand einer Familiengeschichte mit der jüngeren Geschichte Kenias auseinandersetzt und dabei weit zurück in die Kolonialzeit geht. Ihr jüngster Roman »Das Meer der Libellen« (Übersetzerin: Simone Jakob) geht mit der Protagonistin auf die Suche nach sich selbst und thematisiert die koloniale Gewaltherrschaft und die blutigen Auseinandersetzungen nach der Unabhängigkeit.

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