#freewordsBelarus

Kulturverbände fordern Widerstand

5. Februar 2021
von Börsenblatt

Druck auf die Regierung in Belarus ausüben: Das fordern rund 80 europäische Autoren- und Übersetzerverbände von ihren Kulturminister*innen.

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Kulturverbände fordern Widerstand

Druck auf die Regierung in Belarus ausüben: Das fordern rund 80 europäische Autoren- und Übersetzerverbände von ihren Kulturminister*innen.

Anlässlich des von der Oppositionsführerin Sviatlana Tsikhanouskaya für den 7. Februar ausgerufenen Internationalen Solidaritätstages mit Belarus fordern 46 Autoren- und 35 Übersetzerverbände aus 34 Ländern mit insgesamt 170.000 Mitgliedern die europäischen Kulturminister und Kulturministerinnen zu entschlossenem Handeln auf. Vertreten werden die Verbände von European Writers Council (EWC) und der European Council of Literary Translators' Associations (CEATL).

„Der belarusische Diktator Aljaksand Lukašenka hat Schriftsteller:innen, Übersetzer:innen, Blogger:inen und dem gesamten unabhängigen Kultursektor den Krieg erklärt. Zensur, Folter, Verletzung der Meinungsfreiheit, der Versammlungsfreiheit, des Rechts auf ein faires Verfahren: Jedes Menschen-, Rechts- und Kulturrecht ist in Belarus systematisch außer Kraft gesetzt. Der Terror gegen das freie Wort, gegen Literatur und Kultur folgt einer unmenschlichen Struktur“, verurteilen die Verbände die aktuelle Situation.

593 Autor:innen, Übersetzer:innen, Verleger:innen, Buchhändler:innen, aber auch Musiker:innen, Schauspieler:innen und andere Kulturtätige seien seit den umstrittenen Wahlen im August 2020 Opfer von Menschenrechtsverletzungen und Angriffen auf kulturelle Rechte geworden, wie der Report des belarusischen PEN-Zentrums zeige.

Die Gewalt vor allem gegen den unabhängigen Buchsektor sei „bestürzend“, das Ausmaß der Repressionen gegen diese Stimmen für Demokratie und Meinungsfreiheit sei beispiellos in der Geschichte des Landes. Mindestens 131 Schriftsteller:innen und literarische Übersetzer:innen seien demnach bisher verhaftet worden, erlebten Repressalien und Einschüchterungen. Außerdem gebe es Informationen über Entlassungen und akademisches Mobbing an den Universitäten. Mehrere Dozent*innen seien entlassen worden.

„Schriftsteller*innen und Übersetzer*innen gehören zusammen mit den Darstellenden Künstler*innen und Musiker*innen zu den Zielgruppen der Übergriffe. Sie werden von den Milizen des Lukašenka-Regimes abgefangen, eingeschüchtert und inhaftiert - weil sie in der ersten Reihe stehen, wenn es darum geht, die Meinungsfreiheit und die Bürgerrechte zu verteidigen, indem sie Gedichte lesen, singen und bei friedlichen Protesten auftreten“, erklärt Nina George, die Präsidentin des EWC. Und fügt hinzu: „Nicht staatlich kontrollierte Verleger werden fälschlicherweise der Steuerhinterziehung beschuldigt, wie Hienadź Viniarski (Knihazbor Verlag) und Andrej Januškievič (Januskievic Verlag); unabhängige Buchhändler wie Alies Jaudacha verhaftet. Wir sind zutiefst besorgt auch um die Autor:innen unseres EWC-Mitglieds, des Verbands der belarusischen Schriftsteller:innen.“

„Zuletzt wurde die Übersetzerin Volha Kalackaja, die Übersetzerin von Margaret Atwood, Virginia Woolf und Tennessee Williams, am 15. Januar verhaftet“, sagt Morten Visby, Präsident von CEATL. „Die staatlichen Behörden beschuldigen Kalackaja, Aktionen gegen die öffentliche Ordnung zu organisieren, aber sie wird eindeutig ins Visier genommen, weil sie als Übersetzerin Teil eines unabhängigen Kultursektors in Belarus ist, der durch die Übersetzung großer Literatur dazu beiträgt, den kulturellen Horizont offen zu halten - und den das Regime unterdrücken will. Zusammen mit dem EWC fordert CEATL ihre sofortige Freilassung.”

Die Verbände fordern die europäischen Kulturminster*innen auf, diplomatisch Druck auszuüben und auf das Vorgehen scharf und mit geeigneten Sanktionen zu reagieren.

Der European Writers' Council (EWC) ist der Zusammenschluss von 46 nationalen Schriftsteller- und Übersetzerorganisationen in 30 Ländern und vertritt 160.000 Autor*innen. Der Europäische Rat der literarischen Übersetzerverbände (CEATL) ist der Dachverband von 35 Mitgliedsverbänden aus 29 Ländern, die 10.000 einzelne Übersetzer*innen vertreten.

Auch die IG Meinungsfreiheit und der PEN hatten bereits scharfe Kritik an der Situation in Belarus geübt.