Italien

771 Millionen Euro Verlust durch Raubkopien

29. März 2022
von Börsenblatt

Das Phänomen der Piraterie von gedruckten Büchern, E-Books und Hörbüchern hat in Italien um 5 % zugenommen: 2021 wurden täglich 322.000 Raubkopien erstellt, sodass sich die Einnahmeverluste bei den Buchverlagen auf jährlich 771 Millionen Euro belaufen. Das sind 31 % des Gesamtmarkts.

Nach Angaben des Forschungsinstituts Ipsos beträgt der Verlust für den Staat dabei 1,88 Milliarden Euro, für die Steuerbehörden 322 Millionen Euro pro Jahr. Diese Werte bedeuten einen Verlust von 5.400 Arbeitsplätzen in der Lieferkette und von 13.100 Arbeitsplätzen in den verwandten Branchen. Die Ipsos-Studie wurde am 29. März 2022 bei einem von Gli Editori - der Konsultationsvereinbarung zwischen der italienischen Verlegervereinigung AIE und dem italienischen Zeitungsverlegerverband FIEG - organisierten Treffen vorgestellt.

 

Wer sind die Piraten?

  • Mehr als jede:r dritte Italiener:in über 15 Jahren (35 %) hat im vergangenen Jahr mindestens einmal Piraterie im Bereich des Verlagswesens begangen. Vor zwei Jahren waren es noch 36 %.
  • Knapp jede:r vierte Italiener:in (23 %) hat mindestens einmal ein E-Book oder Hörbuch illegal und kostenlos aus dem Internet heruntergeladen.
  • 17 % haben laut der vom Ipsos-Vorsitzenden Nando Pagnoncelli vorgestellten Studie mindestens ein heruntergeladenes E-Book von Freunden/Familienmitgliedern erhalten
  • 6% haben mindestens ein fotokopiertes Buch von Freunden/Bekannten erhalten
  • 5% haben mindestens ein fotokopiertes Buch gekauft
  • 81 % der Universitätsstudenten haben im vergangenen Jahr mindestens eine (physische oder digitale) Raubkopie erstellt
  • 56 % der Berufstätigen (Rechtsanwälte, Notare, Wirtschaftsprüfer, Ingenieure, Architekten usw.) haben im vergangenen Jahr mindestens ein Buch raubkopiert.

Das Problembewusstsein bei Piraterie

  • 82 % der Bevölkerung über 15 Jahren sind sich bewusst, dass diese Tätigkeit gesetzlich als illegal/unzulässig gilt: vor zwei Jahren waren es 84 %.
  • 68 % halten es für unwahrscheinlich oder gar nicht wahrscheinlich, dass derartige Straftaten von den zuständigen Behörden aufgedeckt und geahndet werden: vor zwei Jahren waren es 66 %.
  • 39 % der Befragten hielten Piraterie für wenig oder gar nicht bedenklich, was die Notwendigkeit einer Strafverfolgung angeht; dies ist der gleiche Anteil wie vor zwei Jahren.

 

AIE-Präsident Ricardo Franco Levi beklagte, dass die Piraterie geringere Chancen für junge Kreative bedeute, urheberrechtlich von ihrer Arbeit zu leben. "Die Menschen müssen sich bewusst sein, dass sie für die von ihnen begangenen illegalen Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden können. Die Piraterie betrifft alle kreativen Branchen in Italien - Buch- und Zeitschriftenverlage, Fernsehen, Kino, Musik - und dort, wo wirksame Kampagnen zur Bekämpfung der Piraterie gestartet wurden, wie bei Pay-TV-Abonnements, zeigen sich erste Resultate". AIE und FIEG forderten die Regierung zum Handeln auf.