Folgen von Pandemie und Homeoffice

Mehr Shopping in Vororten

23. September 2022
von Börsenblatt

"Donut-Effekt": Die Corona-Pandemie sowie Homeoffice haben den Konsum mit andauernder Wirkung vom Zentrum an den Stadtrand verlagert. Das will eine Studie des ifo instituts herausgefunden haben.

Der Umsatz in fünf deutschen Konsumzentren in den Innenstädten habe Ende Mai 2022 weiterhin 10 Prozent unter dem Vorkrisenniveau gelegen, während er in Wohngebieten in Vororten bis zu 20 Prozent zunahm. Das sei das Ergebnis der Studie des ifo Instituts auf Basis von aggregierten und anonymisierten Daten zu Einzelhandelsumsätzen, die Mastercard zur Verfügung gestellt habe. Die Studie analysiert Umsatzentwicklungen im Einzelhandel sowie Daten zur Homeoffice-Nutzung in Berlin, München, Hamburg, Stuttgart, Dresden und deren Umland. "Auch nach Auslaufen fast aller Corona-Maßnahmen kehren die Menschen nicht zu ihren Vorkrisen-Einkaufsgewohnheiten zurück", wird Carla Krolage vom ifo Institut, Co-Autorin der Studie, in einer Mitteilung aus ihrem Haus zitiert.

Weniger Konsum im Zentrum, mehr Konsum in Wohngebieten und Vororten, dieses Phänomen werde "Donut-Effekt" genannt. Er sei in der ifo-Analyse vor allem in den deutschen Millionenstädten Berlin, München und Hamburg zu beobachten – an Wochentagen stärker als am Wochenende. Zwar sei an Samstagen kein Konsumrückgang in Innenstädten im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie zu erkennen, dennoch gleiche dies nicht den Umsatzverlust an Wochentagen aus. 

Ein weiters Ergebnis der Studie sei, dass (Wohn-)Gebiete, in denen traditionell früher wenig im Homeoffice gearbeitet wurde und die seit der Pandemie einen hohen Zuwachs an Homeoffice-Beschäftigten hatten, 20 Prozent mehr Konsum als vor der Pandemie verzeichnen. "Die Menschen haben sich ans Online-Shopping gewöhnt und sie arbeiten mehr von zuhause als vor der Pandemie", meint Jean-Victor Alipour, Mitautor der Studie. "Wohngebiete und Vororte werden zu eigenständigen Konsumzentren, in denen vor Ort deutlich mehr Geld ausgegeben wird". 

Dauerhaft mehr Homeoffice, mehr Online-Shopping und die resultierenden regionalen Konsumverschiebungen würden das Konzept von deutschen Innenstädten als reine Einkaufs- und Arbeitsorte stark in Frage stellen. Das könne erhebliche Folgen für den Einzelhandel, Bürokomplexe und Gastronomie haben sowie für die Verkehrs- und die Stadtplanung. 

Zur Sudie

Die Studie "The Future of Work and Consumption in Cities after the Pandemic: First Evidence from Germany" (im Erscheinen) analysiert anonymisierte und aggregierte inländische Kartenzahlungen aus der "Mastercard Retail Location Insights"-Datenbank. Diese enthält tagesgenaue Informationen zu Ausgabemustern an Kassenterminals für alle Postleitzahlengebiete der fünf Metropolregionen und wurde dem ifo Institut für dieses Projekt von Mastercard zur Verfügung gestellt. Zusätzlich nutzt die Studie repräsentative, mikrogeographische Umfragedaten zur Homeoffice-Nutzung, die durch infas 360 erhoben wurden.

Der Aufsatz "Die Innenstadt als Konsumzentrum: Ein Opfer von Corona und Homeoffice?" ist als Vorabdruck erschienen – und kann als PDF heruntergeladen werden: hier