BücherFrauen-Literaturpreis 2025

Die "Christine" geht erstmals an eine Übersetzung

27. Oktober 2025
Redaktion Börsenblatt

Der BücherFrauen-Literaturpreis 2025 geht an den Roman "Was Hortensia nicht mehr erzählen konnte" der vor über 20 Jahren verstorbenen spanischen Autorin Dulce Chacón. Die deutsche Übersetzung durch Friederike Hofert erschien im vorigen Jahr. Das Preisgeld teilen sich Hofert und der Verlag.

Foto der Übersetzerin Friederike Hofert vor einer Ziegelmauer

Die Übersetzerin Friederike Hofert

Mit dem BücherFrauen-Literaturpreis 2025 wird der Roman "Was Hortensia nicht mehr erzählen konnte" der spanischen Autorin Dulce Chacón ausgezeichnet. Er ist 2024 in der Übersetzung von Friederike Hofert im Verlag w_orten & meer erschienen. Der dritte BücherFrauen-Literaturpreis geht damit zum ersten Mal an eine Übersetzung.

Dulce Chacón (1954–2003) schrieb den Roman auf der Grundlage von Interviews mit Überlebenden aus Francos Gefängnissen. "Sie wurde damit zur Vorkämpferin für die Rechte der Opfer der Franco-Diktatur. Ihre Erinnerungsarbeit trägt dazu bei, dass die Geschehnisse nicht vergessen werden und die Namen sowie der Widerstand der inhaftierten Frauen lebendig bleiben", so die Jury.

Cover des Siegertitels

Cover des Siegertitels

Friederike Hofert übersetzt aus dem Englischen und Spanischen und forscht zum Zusammenhang von Macht und Literatur. Für ihre Übersetzung des Romans "Was Hortensia nicht mehr erzählen konnte" erhielt sie 2024 das Übersetzungsstipendium der Acción Cultural Española.

"Wir halten diesen Roman für literarisch besonders gelungen – durch seinen ganz eigenen Klang, der poetisch und eindringlich ist", begründet die Jury ihre Entscheidung. "Die Sprache ist einfach, sehr direkt, emotional und ergreifend, jedoch nie klischeehaft – manchmal auch humorvoll und drastisch, was wiederum die Schilderung der brutalen Geschehnisse bricht und das Lesen erträglich macht. Wir würdigen die hervorragende Übersetzungsleistung von Friederike Hofert. Sie hat kreative und glaubwürdige Lösungen für die vielen Dialoge und Redewendungen gefunden. Besonders erwähnenswert ist ihr Nachwort, in dem sie ihr Arbeitsweise erläutert und ihren Arbeitsprozess transparent macht. Wir würdigen außerdem die Entscheidung des Verlags w_orten & meer, die früh verstorbene Autorin zu entdecken und dieses Werk in deutscher Sprache zugänglich zu machen. Der Roman ist empowernd und macht Mut, sich auch unter widrigen Bedingungen nicht anzupassen und Repressionen kreativ zu begegnen, sich für die eigenen Interessen einzusetzen und miteinander solidarisch zu sein", so die Jury.

Der Jury gehören in diesem Jahr die Literaturvermittlerin Magda Birkmann, die Buchhändlerin und Supervisorin Christiane Goebel und die Verlegerin Kristine Listau an.

Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung ist mit der Statuette "Christine" verbunden, benannt nach der Schriftstellerin und Philosophin Christine de Pizan (1363–1429). Die Preisverleihung findet am 15. November 2025 in Erfurt statt. Da die Autorin bereits verstorben ist wird das Preisgeld zwischen der Übersetzerin und dem Verlag geteilt

Zum Preis:

Der BücherFrauen-Literaturpreis "Christine" wird alle zwei Jahre verliehen. Erste Preisträgerin war 2021 Mely Kiyak mit "Frausein" (Hanser). 2023 wurde Slata Roschal für "153 Formen des Nichtseins" (Penguin) geehrt.

Die BücherFrauen e.V. sind das Branchennetzwerk für Frauen im deutschsprachigen Raum. Der Verein wurde 1990 nach dem Vorbild der englischen Women in Publishing (WiP) gründet. Er bündelt die Interessen von rund 900 Frauen, die beruflich mit Büchern zu tun haben. Bundesweit sind die BücherFrauen in Regionalgruppen organisiert.

Weitere Informationen zum BücherFrauen-Literaturpreis unter:

www.buecherfrauen.de/buecherfrauen-literaturpreis