Ernst-Hoferichter-Preis 2024

Literaturpreis für Katja Huber und Pierre Jarawan

9. November 2023
von Börsenblatt

An Katja Huber und Pierre Jarawan geht der Ernst-Hoferichter-Preis 2024. Dieser richtet sich an Autoren und Autorinnen, die in München und Umgebung leben oder in ihren Werken eine enge Verbindung zur bayerischen Landeshauptstadt erkennen lassen.

Katja Huber

Originalität, Weltoffenheit, Humor – was davon das hervorstechendste Merkmal im Werk von Katja Huber sei, falle schwer zu sagen, so die Begründung. Schließlich gelinge der Münchner Autorin und Hörfunk-Journalistin in ihren Büchern eine mitreißende Verquickung all dieser Elemente: In ihren Romanen "Fernwärme" (2005), "Reise nach Njetowa" (2007), "Coney Island" (2012), "Nach New York!" (2014) und "Unterm Nussbaum" (2018) setze sie sich, wie die Titel schon anklingen lassen, immer wieder mit dem Aufeinanderprallen fremder Kulturen, Zeiten und Lebenswelten auseinander. Wiederholt spiegele ihr Erzählen dabei Eindrücke wider, die sie während längerer Auslandsaufenthalte in den USA, in Moskau sowie an der Wolga gewinnen konnte. 

Ihren politischen Anspruch verbinde Katja Huber mit stilistischer Raffinesse, Witz und einem rasanten, lockeren Ton. Ihr Werk zeichne sich durch einen enormen Facettenreichtum aus. Gesellschaftspolitisches Engagement zeigt Katja Huber unter anderem als Gründungsmitglied der Münchner Kulturinitiative Meet your neighbours. Diese stellt Menschen verschiedenster Herkunft vor, die auf ihrer Flucht nach Deutschland gekommen sind, und setzt damit ein Statement für eine offene, humane Gesellschaft. Beim daraus entstandenen Band "Wir sind hier. Geschichten über das Ankommen" (2018) war Katja Huber Mitherausgeberin.

Die 1971 in Weilheim/Oberbayern geborene Autorin lebt mit ihrer Familie in München. Sie studierte Slawistik und Politikwissenschaften an der LMU München. Seit 1996 ist sie neben ihrer Arbeit als Schriftstellerin im Bereich Hörfunk beim Bayerischen Rundfunks tätig und hat dort zahlreiche journalistische und literarische Beiträge veröffentlicht.

Pierre Jarawan

Pierre Jarawan, der sich selbst als Autor, Slam-Poet, Bühnenliterat und Veranstalter versteht, ist seit langem eine feste Größe in der Münchner Literatur-Szene. Die literarische Bühne habe er als Poetry-Slammer erobert, mit vorerst kleinen Textformen und mündlichem Erzählen. "Mal mit lyrischer Leichtigkeit, mal auf ernsthafte, berührende Weise beschreibt er die Welt aus einem etwas schrägeren Blickwinkel heraus", hieß es einführend zu einer Auswahl von Bühnentexten (Lektora, 2011) mit dem bezeichnenden Titel "Anders sein ist ganz normal". Gekonntes Jonglieren zwischen Witz und Sprachpoesie habe Jarawan schnell eine große Fangemeinde verschafft und 2012 den internationalen deutschsprachigen Meistertitel im Poetry-Slam.

Inzwischen sei er vom tänzelnden (Wort-)Akrobaten im modernen Dichterwettstreit eher ins Fach des epischen Langstreckenläufers hinüber gewechselt: Zwei opulente, durchaus autobiografisch gefärbte Romane, "Am Ende bleiben die Zedern" und "Ein Lied für die Vermissten", erschienen 2016 und 2020 (beide im Berlin Verlag), ein dritter ist für 2025 angekündigt. Die hohe Kunst des Gleichgewichts beherrsche Pierre Jarawan auch in diesem Metier meisterlich – im Austarieren von Gegensätzen zwischen libanesischem Vater- und deutschem Mutterland, zwischen eigener Erinnerung und literarischer Fiktion, zwischen dem Geschichtenerzählen und dem Erzählen von Geschichte.

Die Preisverleihung (mit geladenen Gästen) ist am 23. Januar 2024 im Literaturhaus geplant

Zum Preis

Nach dem Tod des bekannten Münchner Publizisten Ernst Hoferichter setzte Hoferichters Witwe Franzi die Stadt 1975 als Erbin ein mit der Auflage, die Stiftung Ernst Hoferichter-Preis einzurichten. Seitdem werden im allgemeinen jährlich zwei Preise in Höhe von je 5.000 Euro von der Ernst Hoferichter-Stiftung vergeben (abhängig vom Ertrag des Stiftungsvermögens). Sie sind gedacht als Förderung für Autorinnen und Autoren, die wie Ernst Hoferichter "Originalität mit Weltoffenheit und Humor" verbinden.

Als Preisträgerinnen und Preisträger kommen nur Autoren und Autorinnen in Betracht, die in München/der Region München leben oder in ihren Werken eine enge Verbindung zu München erkennen lassen. Über die Preisträgerinnen und Preisträger entscheidet der Stiftungsbeirat, zu dem neben dem Kulturreferenten und dem Direktor der Münchner Stadtbibliothek vier literarische Freunde Hoferichters bzw. die von ihnen bestimmten Nachfolger gehören: Wolfgang Görl, Brigitta Rambeck, Michael Skasa und Christian Ude.