Auszeichnung für Wiener Kriminalliteratur

Petra Hartlieb gewinnt den Leo-Perutz-Preis

23. Oktober 2025
Redaktion Börsenblatt

Für "Freunderlwirtschaft" (DuMont) ist die Autorin und Buchhändlerin Petra Hartlieb mit dem Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur 2025 ausgezeichnet worden. Der Roman sei mehr als nur ein Politkrimi, es entstehe ein Sittenbild, urteilte die Jury.

Foto von Petra Hartlieb mit der Preis-Urkunde

Petra Hartlieb mit der Preis-Urkunde

"Ein Sittengemälde, dem es wahrlich nicht an Spannung fehlt"

Der mittlerweile sechzehnte Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur wurde am 23. Oktober zum Auftakt der Kriminacht im Café Landtmann an Petra Hartlieb verliehen, für ihren Kriminalroman "Freunderlwirtschaft" (DuMont). Die Laudatio hielt der Autor und Vorjahressieger Heinrich Steinfest. Nach der Preisverleihung (16 Uhr) lesen am Abend alle Nominierten in unterschiedlichen Locations der Kriminacht in Wiener Kaffeehäusern. Der mit 5.000 Euro dotierte Literaturpreis wird gemeinsam von der Stadt Wien Kultur und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) gestiftet.

Aus der Begründung der Jury: "'Freunderlwirtschaft' ist nun mehr als ein Politkrimi – das auch, keine Frage –, er ist aber vor allem ein sprachlich gelungener Text, der die Autorin als gekonnte Erzählerin auszeichnet. Man merkt ihr eben an, dass sie in verschiedenen Genres zu schreiben versteht. Das tut diesem Buch gut. Hartlieb erzählt und nimmt uns mit in eine Fiktion, die die österreichische Realität ins Überdeutliche spiegelt. Dabei bewegt sich die Geschichte auf der Oberfläche der Ereignisse, um dann in die Abgründe vorzudringen, auf denen diese Oberfläche fußt. Dazu gehört eine präzise Figurenzeichnung, auch der Nebenfiguren, glaubwürdige Dialoge, ein genaues Recherchieren der Realitäten, nicht zuletzt Humor und einprägsame Sprachbilder, wenn etwa dank eines glücklichen Irrtums aus einem 'bedenklichen Todesfall' ein 'Todesfall zum Denken' wird. [...] Was aus alldem entsteht, ist ein Sittengemälde, dem es wahrlich nicht an Spannung fehlt, ohne dass aber der Spannung die Erzählkunst geopfert wird."

Die Jury 2025 besteht aus Sylvia Fassl-Vogler (Stadt Wien Kultur), Ingrid Rehusch (ORF), Heinrich Steinfest (Leo-Perutz-Preisträger 2024) und Sascha Wittmann (Buchhandlung Bücher Wittmann).

Foto: Cover des prämierten Buchs

Cover des prämierten Buchs

Die Preisträgerin

Petra Hartlieb wurde 1967 in München geboren und ist in Oberösterreich aufgewachsen. Sie studierte Psychologie und Geschichte und arbeitete danach als Pressereferentin und Literaturkritikerin in Wien und Hamburg. 2004 übernahm sie eine Wiener Traditionsbuchhandlung. Davon erzählen ihre Bestseller "Meine wundervolle Buchhandlung" und "Weihnachten in der wundervollen Buchhandlung". Bei DuMont erschienen außerdem "Wenn es Frühling wird in Wien", "Sommer in Wien" und "Herbst in Wien".

Diese Titel standen auf der Shortlist

Auf der Shortlist für den Leo-Perutz-Preis 2025 waren insgesamt fünf Werke zu finden: Neben Petra Hartlieb waren auch Gudrun Lerchbaum mit "Niemand hat es kommen sehen" (Haymon), Annemarie Mitterhofer mit "Wiener Enzianmord" (Gmeiner), Ursula Poznanski mit "Teufels Tanz" (Knaur) und Thomas Raab mit "Der Metzger gräbt um" (Haymon) nominiert.

Der Preis

Mit dem Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur, der jährlich vergeben wird, werden Krimis ausgezeichnet, deren Qualität und literarischer Anspruch an den namensgebenden österreichischen Literaten erinnern. Darüber hinaus sollen die ausgezeichneten Werke einen möglichst innovativen Charakter haben und einen Wien-Bezug aufweisen.

Bisherige Preisträger:innen: Im Vorjahr ging der Preis an Heinrich Steinfest für seinen Kriminalroman "Gemälde eines Mordes" (Piper). Die weiteren Preisträger:innen der letzten Jahre: 2023 Kurt Palm für "Der Hai im System" (Leykam), 2022 Uli Brée mit "Du wirst mich töten" (Amalthea), 2021 Anne Goldmann mit "Alle kleinen Tiere" (Argument), 2020 Ursula Poznanski mit "Vanitas – Grau wie Asche" (Droemer Knaur), 2019 Alex Beer mit "Der dunkle Bote" (Limes), 2018 Fritz Lehner mit "Nitro" (Seifert), 2017 Alex Beer mit "Der zweite Reiter" (Limes), 2016 Andreas Gruber mit "Racheherbst" (Goldmann), 2015 Theresa Prammer mit "Wiener Totenlieder" (Marion von Schröder) und 2014 Eva Rossmann mit "Männerfallen" (Folio).