Literaturpreis für grotesken Humor an Gerhard Henschel

"Seine Grundregel: Stets einen komischen Mehrwert erzeugen"

7. November 2022
von Börsenblatt

Gerhard Henschel erhält 2023 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor. Die von Stiftung Brückner-Kühner und Stadt Kassel vergebene Auszeichnung ehrt damit einen hervorragenden Autor der deutschsprachigen Hochkomik mit breitem Œuvre.

Gerhard Henschel

Das teilten die Preisstifter mit. In der Begründung des Stiftungsrates heißt es: "Gerhard Henschel ist einer der vielseitigsten und produktivsten deutschsprachigen Autoren auf dem Feld der literarischen Hochkomik. Die enorme Bandbreite seiner Arbeiten reicht vom sprach- und literaturkritischen Essay bis zum Wandertagebuch, vom material- und perspektivreichen Sachbuch über Antisemitismus bis zur Regionalkrimiparodie, von der Kulturgeschichte der Missverständnisse bis zur Sammlung von Zungenbrechern. Mit seinem im Humor gründenden Hauptwerk, der autofiktionalen Martin-Schlosser-Romanserie, hat Gerhard Henschel eine alltags- und mentalitätsgeschichtliche Chronik der Bundesrepublik seit den 1960er Jahren vorgelegt, die bereits neun ziegeldicke Bände umfasst und auf die Gegenwart hin fortgeschrieben wird. Souverän bewegt er sich zwischen den Gattungen und Stilen und folgt dabei offenbar nur einer einzigen Grundregel: Leserin und Leser niemals zu langweilen, vielmehr stets einen komischen Mehrwert zu erzeugen."

Über Gerhard Henschel

Geboren 1962 in Hannover, studierte Gerhard Henschel Germanistik, Soziologie und Philosophie in Bielefeld, Berlin und Köln und lebt als freier Schriftsteller in Bad Bevensen. Seine ersten Texte erschienen Ende der 1980er Jahre in den Zeitschriften in den Zeitschriften "Diabolo", "Der Alltag", "Kowalski", dann auch in der "Titanic", im "Merkur", in "konkret" und in zahlreichen Tages- und Wochenzeitungen. Von 1993 bis 1995 gehörte er der "Titanic"-Redaktion an. Seit 1992 erscheinen Romane, Erzählungen und kulturhistorische Sachbücher sowie Satiren, Polemiken und Grotesken. Mehrere seiner Bücher verfasste er gemeinsam mit Autoren im Umfeld der Neuen Frankfurter Schule, auch die Illustratoren seiner Bücher stehen in dieser Tradition. Von 1999 bis 2012 unterhielt Henschel gemeinsam mit Rayk Wieland in Hamburg die Veranstaltungsreihe "Toter Salon".

Zu seinem bei Hoffmann und Campe erscheinenden Werk gehören sein Briefroman "Die Liebenden" (2002), mittlerweile neun Martin-Schlosser-Romane, zuletzt "Schauerroman" (2021), inzwischen drei "Überregional-Krimi" seiner "SoKo"-Reihe (zuletzt "SoKo Börsenfieber").

Gerhard Henschel wurde unter anderem mit dem Hannelore-Greve-Literaturpreis, dem Nicolas-Born-Preis und dem Georg-K. Glaser-Preis ausgezeichnet. 

Termin der Preisverleihung

Die Preisverleihung wird am 6. Mai 2023 im Kasseler Rathaus vorgenommen als Auftakt des Kasseler Komik-Kolloquiums. Die Laudatio hält Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Hamburg.

Zum Preis

Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor", gestiftet von dem Schriftstellerpaar Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner, wird seit 1985 jährlich vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und zeichnet Autoren und Autorinnen aus, deren Werk auf hohem künstlerischen Niveau von Humor, Komik und Groteske geprägt ist.

Zu den Preisträger:innen gehören unter anderem Loriot, Ernst Jandl, Robert Gernhardt, Max Goldt, Franzobl, Katja Lange-Müller, Gerhard Polt, Peter Rühmkorf, Wilhelm Genazino, Dieter Hildebrandt, Karen Duve, Eckhard Henscheid sowie zuletzt Sibylle Berg, Heinz Strunk, Felicitas Hoppe und Helge Schneider.