Lion-Feuchtwanger-Stipendium 2022

Whitney Bursch fliegt nach New York

19. Mai 2022
von Börsenblatt

Das Lion-Feuchtwanger-Stipendium 2022 geht an Whitney Bursch. In ihren meist autobiografischen Arbeiten beschäftigt sie sich mit Liebe, Sex, Einsamkeit und Gefühlen des Nicht-Dazu-Gehörens.

Whitney Bursch wurde 1994 in Achern geboren, ist im Elsass aufgewachsen und 2009 nach Stuttgart gezogen. Sie schloss ein Studium der Kunsttherapie ab und studiert in Hamburg Illustration.

2022 wird sie mit dem Lion-Feuchtwanger-Stipendium ausgezeichnet. Es wird von der Stiftung Kommunikationsaufbau anlässlich des 60. Todestags Feuchtwangers und des Erscheinens der Tagebücher bei Aufbau seit 2018 vergeben und geht an junge Autor:innen, die bislang nicht in einem Verlag veröffentlicht haben.

Es soll ihnen eine intensivere Arbeitsphase an einem aktuellen Projekt ermöglichen. Außer den herkömmlichen Gattungen Prosa, Lyrik und Drama können dies auch illustrierte Texte, Comics/Graphic Novels oder andere crossmediale Projekte sein.

Das Stipendium wird nicht ausgeschrieben, sondern von einer von der Stiftung berufenen Jury vergeben, deren Vorsitz Constanze Neumann, Verlagsleiterin des Aufbau Verlags, innehat. In diesem Jahr gehörten die Literaturagentin Elisabeth Ruge und die Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Marie Schröer der Jury an.

Die Stipendiatin bzw. der Stipendiat werden vier Wochen lang als Writer in Residence am OMI International Art Center New York leben und am dortigen Künstlerprogramm teilnehmen.

In der Begründung der Jury heißt es:
„Whitney Burschs Portfolio zeigt eine beeindruckende stilistische und thematische Bandbreite. Was alle ihre Arbeiten gemeinsam haben, ist der reflektierte, gern politische, melancholisch-humoristische Blick auf das Leben im Allgemeinen und das subjektive Erleben im Speziellen. Der Stil variiert von Sujet zu Sujet, bleibt aber stets unverkennbar. Ob die Autorin in dezidierter Krakel-Optik von den Tücken des Online-Datings erzählt, mit grün-matschigen Farbklecksen aus der Perspektive eines Bonsai-Bäumchen berichtet oder in kühlen Strichen die Ignoranz des Umfelds einfängt: Die atmosphärisch dichten Erzählungen ziehen uns in ihren Bann, unterhalten, belustigen, stimmen nachdenklich.“

Ihr neues Projekt soll „Was man so sagt“ heißen. Es geht um Rassismus, toxische Familienbande und Kunst als Katharsis. Es wird ein Hybrid aus Comicpassagen und autobiografischer Prosa.