"Wie reisen wir wohin? Worauf fällt unser Blick beim Reisen? Wie nähern wir uns historisch-politisch aufgewühlten Zonen? Welche sprachlichen Räume durchmessen wir, wenn wir davon erzählen? Wie problematisch ist das Reisen heute, wo Klimawandel, Grenzkontrollen und Kriege den Bewegungsradius einzuschränken drohen? Diese Gedanken haben uns in der Jury-Diskussion geleitet.
Vier herausragende Reiseschilderungen von großer sprachlicher Schönheit versammelt die Shortlist. Sie führen uns in ein bitter blaues Neapel, das von Autorinnen und Autoren so wandelbar und facettenreich erschrieben wurde, wie es der literarische Einfallsreichtum hergibt, und erinnern daran, dass Reisen immer auch im Kopf stattfinden.
Sie veranschaulichen uns in der Mitte Europas, zwischen Triest, Ostbrandenburg, Lwiw und Czernowitz, dass eine Reise scheitern kann, die Fremde fremd bleibt und respektvoller Abstand angemessen. Sie nehmen uns mit ins Glück des langsamen Reisens auf abenteuerlichen Bahnstrecken nach Edinburgh, Tunis, Belgrad, Istanbul und Tiflis und erzählen von Mühsal und Reichtum des Zugfahrens und dem Irrsinn von Grenzkontrollen. Und schließlich führen sie in den eisigen Norden, in Gegenwart und Geschichte der Landschaft Spitzbergens, wo Schönheit und Fragilität vom Verschwinden künden und deutlich wird, dass Reiseschilderungen heute auch als Versuche des Bewahrens verstanden werden müssen", so die Begründung der Jury für die deutschsprachigen Titel.
Der Jury gehören die Schriftstellerin Antje Rávik Strubel, die Gründerin der Buchhandlung Weltenleser in Frankfurt am Main, Maria Klöcker, sowie die Journalistin Martina Wimmer an, die u. a. für Merian und mare arbeitet.