Die Sonntagsfrage

"Wie verträgt sich der Indiebookday mit Corona, Frau Listau?"

13. März 2021
von Börsenblatt

Am 20. März ist wieder Indiebookday, zum neunten Mal. Verlagsvorstellungen und Lesungen müssen wegen Corona leider ausfallen. Gibt es Ersatz? Wie weit sind die Planungen? Und wie unterstützt der Verbrecher Verlag in diesem Jahr den Indiebookday? Das beantwortet Kristine Listau, Verlegerin des Verbrecher Verlags, in der Sonntagsfrage.

Jedes Jahr freue ich mich auf den Indiebookday, gehe in mindestens zwei Buchhandlungen, stelle unseren Verlag, unsere Bücher vor oder auch ein Lieblingsbuch aus einem anderen unabhängigen Verlag. Sich ein Buch von Kolleg:innen aussuchen, kaufen und sich damit stolz vor einer Buchhandlung fotografieren lassen, das Ganze ins Netz stellen, verlinken und mit Freude große Freude der anderen Verlage, Leser:innen. Autor:innen, Buchhändler:innen sehen – das ist der Indiebookday. Einfach und schön. Die Idee und das Ergebnis.

Und gerade jetzt in dieser sehr seltsamen und für so manche traurigen Zeit ist der Indiebookday wichtig und schnell realisierbar. Zumal die Buchhandlungen fast überall in deutschsprachigen Ländern öffnen dürfen. Wir müssen selbstverständlich rücksichtsvoll sein, die Nichtansteckungsregeln beachten, können leider nicht stöbern, denn draußen warten bereits andere Menschen, die reinwollen. Wir können raus aus unseren Wohnungen, den kleinen Welten, die wir zwar liebhaben, uns allerdings gerade ganz schön beengen.

Wir Verlage sind sehr dankbar, dass so viele unabhängige Buchhandlungen mitmachen. 

Indie-Verlage - divers wie die Menschen

Also raus, ab zur nächsten Buchhandlung, und vielleicht hängt da das Indiebookday-Plakat im Schaufenster und es werden Bücher aus unabhängigen Verlagen präsentiert. Dann kann man ungefährdet und ungefährdend schauen und aussuchen. Und dann in den Laden, schnell nach Hause, schließlich die Nase in die Bücher und die große Welt entdecken. Denn das ist das Gute: Mit Büchern kann man Erkenntnisse gewinnen, sich fürchten, sich selbst entdecken, andere Länder, Geschichten über das Hier und Jetzt oder vor tausend Jahren, mit Außerirdischen andere Außerirdische treffen oder sich mitverlieben, alles ist möglich.

Und dies vor allem auch mit und in der Vielfalt der Indie-Verlage, die so zahlreich und divers sind wie Menschen eben auch. Genau das feiern wir am Indiebookday. Und wir Verlage sind sehr dankbar, dass so viele unabhängige Buchhandlungen mitmachen. Was uns allen Kraft gibt – neben der Hoffnung, bald geimpft zu sein –, ist zudem die Tatsache, dass das Buch wieder hoch im Kurs steht. Allen Unkenrufen zum Trotz sind Bücher wichtig und bleiben es.

2021 wieder mit Indiebookday-Plakat!

Das Indiebookday-Plakat wird übrigens stets von der Autorin Karen Köhler gestaltet. Ich mochte es immer. Im Herbst erinnerte ich mich, dass die letzten beiden Jahre keins mehr gedruckt wurde, und rief Daniel Beskos vom Mairisch Verlag an. Ich erzählte ihm, dass unsere 25-Jahre-Verbrecher-Verlagskampagne mit Plakaten und Schaufenstern in Buchhandlungen supergut lief, und fragte, ob wir nicht 2021 wieder das Plakat für die Buchhandlungen drucken. Daniel fragte noch einige Verlage an und zusammen finanzierten wir den Druck und Versand an die Auslieferungen BZ, GVA, LKG, Mohr Morawa und Prolit, die wiederum das Plakat kostenfrei den Paketen beilegten.

Und nun hoffen wir, dass Buchhandlungen das Plakat aufhängen und Bücher aus Indie-Verlagen ins Schaufenster legen. Ich selbst werde in der Neuköllner Buchhandlung Die Buchkönigin vorbeigehen und ihre wunderschön gestaltete, am Indiebookday eröffnende Abteilung „Bücher aus unabhängigen Verlagen“ bewundern.

Am Indiebookday feiern wir die Neugier auf die Buchkultur und die sich gegenseitig unterstützende Buchbranche – unabhängig und bibliodivers. Feiern Sie mit?