Buchhandelsneueröffnungen in der Pandemie

Uerdingen braucht und verträgt eine Buchhandlung

14. Mai 2021
von Sabine van Endert

Die Gründungstätigkeit in Deutschland ist im Corona-Jahr 2020 um zwölf Prozent zurückgegangen, zeigt der KfW-Gründungsmonitor. Dennoch kann es auch Vorteile haben, in der Krise zu gründen. Wir porträtieren drei Buchhandlungen, die in der Pandemie durchgestartet sind.
Teil 1: Buchhandlung Rheinschmökern in Krefeld-Uerdingen

Kann man mit Büchern überhaupt Geld verdienen? Das fragte sich Anja Choinowski (39) als sie im Juli 2020 auf den Wettbewerb »Eine neue Buchhandlung für Uerdingen« der Wirtschaftsförderung Krefeld stieß. 10 000 Euro sollte das Siegerteam erhalten, dazu umfassende Wirtschaftsberatung und Unterstützung. Choinowski, die seit ihrer Geburt in dem 19 000-Einwohner-Stadtteil Krefelds lebt, wurde neugierig, informierte sich beim Börsenverein und bei den Barsortimenten, studierte die Branchenfachliteratur und erkundigte sich, ob sie auch ohne Buchhandelsausbildung Chancen haben würde, den Wettbewerb zu gewinnen. 

Beworben hat sich die gelernte Kommunikationswirtin schließlich mit einem klassischen Konzept: Vollbuchhandlung mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuch. Die Jury überzeugt habe sie wohl mit ihrem großen Netzwerk und ihren vielen Ideen für Kooperationen, glaubt Choinowski. 

Partnerschaftlich

Ihr größtes Problem: fachkundige Mitarbeiterinnen zu finden. »Ich brauchte jemanden, der mich anlernt, zugleich trage ich die Verantwortung und muss den Hut aufbehalten«, so Choinowski, »das ist eher eine Partnerschaft.« 

Ein Post in ihrer »WhatsApp-Mutti-Gruppe« mit 250 Kontakten führte zum Erfolg. So viel zum Thema Vernetzung. Die Rheinschmökern-Inhaberin weiß, womit sie punktet (kaufmännisches Talent, Kommunikationsstärke, Marketing und Eventplanung) – und was sie noch lernen will. Besonders geholfen hat ihr dabei das Barsortiment Könemann und dessen Tipp, in der Buchhandlung Vohwinkel von Gesa Jürgensen in Wuppertal zu hospitieren. Sechs Monate war sie dort ein- bis zweimal pro Woche, hat Schaufenster dekoriert, die Kasse bedient, Einblick in die Umsatzzahlen und das Controlling bekommen. »Bis heute pflegen wir engen Kontakt, tauschen Deko aus und unterstützen uns«, sagt Choinowski. 

Die Einrichtung für ihren neuen Laden konnte sie gebraucht übernehmen – ebenfalls über einen Tipp von Könemann. Am 19. Februar war es dann so weit: Uerdingens neuer Buchladen konnte eröffnen, im Herzen des Stadtteils an der Alten Krefelder Straße 17. Zum Einstieg gab es Corona-bedingt Click & Collect. 70 Quadratmeter Verkaufsfläche stehen zur Verfügung, dazu noch einmal 50 Quadratmeter im Obergeschoss, später soll hier ein Raum für Workshops und Bastelnachmittage eingerichtet werden. 50 000 Euro hat Choinowski bisher in den Laden investiert – etwa in die Aufarbeitung der Second-Hand-Einrichtung, in Böden, Licht und in das Marketing zum Start. 

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