Krimiserien

Und ewig lockt die Serie

5. Juli 2021
von Sabine Schmidt

Eine bekannte Heldin, eine vertraute Konstellation – das macht den Erfolg vieler Krimiserien aus. Manche Autor*innen bleiben dem einmal gewählten Set treu, andere setzen auf neue Protagonisten. 

Am liebsten soll es niemals aufhören – schon Arthur Conan Doyle hat mit Sherlock Holmes gezeigt, wie sich eine Krimiserie lange am Leben halten lässt, inklusive Tod und Wiederauferstehung des Helden. Agatha Christie schickte Hercule Poirot und Miss Marple auf eine lange, lange Spurensuche. Georges Simenon war ebenfalls ein Vielschreiber und dürfte mit seinen 75 Kriminalromanen um Kommissar Maigret nur sehr schwer einzuholen sein.

30 Bände sind da leichter zu erreichen: Bei dieser Zahl ist Donna Leon mit ihrem jüngsten Werk »Flüchtiges Begehren« angekommen, und immer noch genießen Fans das venezianische Flair um Commissario Brunetti (Diogenes, 320 S., 24 Euro; siehe Interview mit Donna Leon auf Seite 32). Lee Childs Jack Reacher ist mit »Der Spezialist« auch schon bei Band 23 (Blanvalet, 448 S., 22 Euro): Der ehemalige Militärpolizist, der die Uniform an den Nagel gehängt hat, frei wie ein Vogel durch die USA vagabundiert und auf eigene Faust für Gerechtigkeit kämpft, wurde im Kino von Tom Cruise verkörpert. 

Oder Klaus-Peter Wolf, der zuverlässig seine Fans elektrisiert und in Normalzeiten riesige Säle füllt: Mit seinen Ostfriesen-Krimis ist er inzwischen bei Band 15 angekommen – und sorgt mit Varianten zugleich für Abwechslung und Kontinuität. Aktuell mit dem zweiten Band, der nicht seiner Hauptermittlerin Ann Kathrin Klaasen gewidmet ist, sondern ihrem schrulligen Kollegen: »Rupert Undercover« (Fischer Taschenbuch, 448 S., 12 Euro). Ebenfalls mit Urlaubsflair begeistert Jörg Bong alias Jean-Luc Bannalec – sein Kommissar Dupin lockt die Fans zum zehnten Mal nach Frankreich: »Bretonische Idylle« (Kiwi Paperback, 336 S., 16 Euro).

Alle Krimilust will also Ewigkeit? Nicht unbedingt – gerade die Zehn scheint schwierig zu sein. Im Krimiland Schweden edenfalls geistert ein sehr endliches Konzept durch den Kopf einiger Autor*innen, so wie es die Krimi-Übereltern Sjöwall /Wahlöö vorgemacht haben: Bei Band 10 ist Schluss. Krimistar Åke Edwardson hielt sich daran und hörte pünktlich mit seinem Erik Winter auf – um dann vier Jahre später doch noch mal auf ihn zurückzukommen. Arne Dahl hatte ebenfalls Mühe mit dem Aufhören: Er brauchte mehr als die geplanten zehn Bände, um sich von seinem A-Team zu verabschieden, nahm seine Protagonisten dann einfach in die nächste Reihe mit – bis er sich schließlich von ihnen freischreiben konnte.

Selbstständige Fallanalytiker

Nicht nur Fans, auch Au­tor*in­nen hängen an den eingeführ­ten Held*innen und deren Umfeld. Zudem scheinen die Serien ein Eigenleben zu entwickeln – als Erfolgsgaranten. Das lässt sich an diesen Beispielen wie an einer Legion weiterer Fälle ablesen. Die Frage ist also, ob ein Autor oder eine Autorin an der Wiederkunft des Ewiggleichen dranbleibt oder doch Neues probiert. 

Zum Beispiel Arno Strobel: Er ist offen für verschiedene 
Serien und hat sich aktuell für einen Kompromiss entschieden. Fallanalytiker Max Bischoff ist ein gut eingeführter Held, hat aber seinen Job im Düsseldorfer KK 11 aufgegeben und ist jetzt als Dozent an der Kölner Polizeihochschule tätig. Das ist der Startschuss für die neue Serie »Mörderfinder«, in der Bischoff abseits von Dienstvorschriften ermitteln kann. »Die Spur der Mädchen« heißt der erste Band: Kinder werden entführt, missbraucht, gequält, erniedrigt, getötet – Strobel zeigt sehr drastisch, was Psychopathen nicht nur im Krimi, sondern auch tatsächlich Kindern antun (Fischer Taschenbuch, 352 S., 15,99 Euro).

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