Herder Verlag im 222. Jahr

Experimentierlust

20. Juli 2020
von Michael Roesler-Graichen

Vom Corona-Schock hat sich der Herder Verlag einigermaßen erholt und Verleger Manuel Herder tendiert mit Blick auf die Branche zum Optimismus. Es wird sich jedoch einiges ändern – der Umgang mit der Buchmesse, das Programm, die digitalen Investments. Eine Momentaufnahme.  

Das Jahr des 222. Verlagsgeburtstags hatte sich Manuel Herder, in sechster Generation an der Spitze des Familienunternehmens, sicher anders vorgestellt. Doch schon sehr früh, als sich die Covid-19-Fälle in Italien zu häufen begannen, tauschte er sich mit Kollegen in Italien aus und erfuhr zudem über Thalia-Aufsichtsrat Leif Göritz, der Chinesisch spricht, Einzelheiten über die Lage in China. »Das war natürlich ein Schock für uns. Jetzt wird es ernst, sagte ich mir, und deshalb sind wir mit dem Verlag bereits Anfang März – eine Woche vor dem Lockdown – ins Homeoffice umgezogen«, erzählt Herder.

Die wirtschaftlichen Folgen trafen die Herder Gruppe wie die gesamte Buchbranche mit Wucht. »Wir hatten Umsatzein­brüche, konnten aber mit Kurzarbeit im April und Mai gegensteuern«, sagt der Verleger. »Inzwischen haben sich die Zahlen wieder gebessert.« Für die Zeit des Lockdowns hatte Herder gleich den passenden Titel parat: »Quarantäne! Eine Gebrauchsanweisung« von Bestsellerautor Anselm Grün. Als das Buch im März in den Handel kam, war in den Vormerkern bereits die zweite Auflage verkauft. Die 96 Seiten gingen für 14 Euro über den Tresen, ganz nach der Devise vieler Händler »Seid mutig bei den Preisen«, wie Manuel Herder betont.

Auch wenn sich die Lage in der Branche entspannt hat, beeinflusst die Pandemie weiterhin die Geschäftsentscheidungen, so auch in der Frage, ob der Herder Verlag an der Buchmesse teilnehmen wird oder nicht. Einen eigenen Stand wird es in diesem Jahr nicht geben, so viel ist klar, aber die Autorinnen und Autoren des Verlags stehen für Veranstaltungen zur Verfügung – digitale Formate eingeschlossen. Unabhängig von Corona verändert sich aber auch die Wahrnehmung des Branchentreffs. Vieles, was früher Tage in Anspruch nahm, gehe nun schneller und komprimierter vonstatten, so Manuel Herder. Womöglich werde man zukünftig das Messekonzept generell anders denken.

 

Wir hatten Umsatzein­brüche, konnten aber mit Kurzarbeit im April und Mai gegensteuern. 

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