Über die deutsche Bürokratie stöhnen viele Branchen, auch die Spitzenverbände von Druck und Medien. Journalist Patrick Bernau beschreibt den Wahn des überregulierten Staats.
Im vergangenen Dezember erlangten die Holsteiner Landfrauen bundesweite Bekanntheit: Sie durften, anders als die Jahre zuvor, auf dem Bordesholmer Weihnachtsmarkt keine selbst gebackenen Kuchen mehr anbieten. Denn eine EU-Verordnung zur Lebensmittelhygiene erlaubt den Verkauf von Speisen durch Privatpersonen nur bei kleineren Straßen- oder Vereinsfesten.
Beispiele wie dieses hört man immer wieder – und schüttelt den Kopf. Es findet sich neben vielen anderen in dem Paperback "Bürokratische Republik Deutschland. Report aus einem überregulierten Staat" (C.H. Beck, September, 176 S. 18 €). Journalist Patrick Bernau, der bei der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" die Ressorts Wirtschaft und Wert leitet, beschäftigt sich mit dem Thema Bürokratie schon länger: "Ich bin mit einem Grundstock an Informationen in die Buchrecherche gestartet." Spannend wurde es bei den Fällen, die er im Detail nachrecherchiert hat: "Dabei habe ich immer wieder bemerkt, dass es nicht für jede Regel einen guten Grund gibt. Oft sind Missverständnisse verantwortlich oder schlicht Gedankenlosigkeit." Am meisten hat ihn überrascht, wie oft es für bürokratische Vorgaben keinen handfesten Grund gibt. Sein Fazit: "Umso leichter könnte es sein, die Lage zu verbessern."
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