Klimaneutrale Produktion bei Oetinger

Der CO2-Fußabdruck des Verlags soll gegen Null gehen

11. Juni 2021
von Sabine Cronau

Die Oetinger Verlagsgruppe will ihre Kinder- und Jugendbücher noch ab diesem Jahr klimaneutral produzieren. Christian Graef über die grüne Strategie dahinter.  

In den Corona-Jahren 2020 und 2021 standen und stehen erst einmal ganz andere Themen im Vordergrund. Bleibt da noch Kraft und Geld für das Thema Nachhaltigkeit?
Wir alle müssen uns damit beschäftigen, gerade jetzt. Das zeigt nicht zuletzt das aktuelle BGH-Urteil zum Klimaschutz. Ressourcenschonend zu produzieren – das ist ein Teil unserer Verantwortung gegenüber künftigen Generationen. Und als Kinder- und Jugendbuchverlag haben wir hier in meinen Augen eine Vorbildfunktion. Wir haben kurz vor der Corona-Krise damit begonnen, das Unternehmen nachhaltiger zu gestalten. Und uns von Anfang an für eine Politik der kleinen Schritte entschieden. Statt mit einem aufwendigen Berichtswesen ins Thema einzusteigen, haben wir analysiert, was wir bei Oetinger unmittelbar verbessern können – ohne großen bürokratischen Aufwand. 

Und, was haben Sie verbessert?
Zum Beispiel ist unser Büromaterial jetzt durchweg recycelfähig und nachfüllbar. Am neuen Verlagssitz in Hamburg-Altona beziehen wir Ökostrom, und auch die Reisekostenrichtlinie wurde geändert: Auf Kurzstrecken bis Frankfurt am Main wird verpflichtend der Zug genutzt statt Auto oder Flugzeug. Wir kompensieren Flugmeilen und die Kilometer der Firmenflotte. Anfang 2019 haben wir außerdem damit begonnen, das gesamte Verlagsteam mit Laptops auszurüsten und erste Prozesse wie die Vertrags­erstellung weitgehend zu digitalisieren. Dadurch hat sich der Papierverbrauch drastisch reduziert.  

Ihren nächsten Schritt, eine CO2-Kompensation für die gesamte Buchproduktion, haben Sie im Januar angekündigt. Wie weit sind Sie damit?
Die Kompensation läuft über unsere Druckpartner, wir betreiben also ein Stück weit Outsourcing bei diesem Thema. Die Druckereien erfassen die Daten und rechnen direkt mit den Organisationen ab, die Kompensationsprojekte anbieten. Im Schwarz-Weiß-Druck können unsere wichtigsten Partner das heute schon leisten, deshalb werden diese Titel bereits seit Januar klimaneutral produziert. Beim Vierfarbdruck ist unser wichtigster Dienstleister gerade in der Zertifizierung, da erfolgt die Umstellung im Lauf des Jahres. Auch hier gilt also: Nicht abwarten, bis alles perfekt ist – sondern einfach mal anfangen.

Wie hoch sind die Mehrkosten?
Klar ist: Nachhaltigkeit ist nicht umsonst zu haben. Durch geschickte Verhandlungen, Preisgestaltung und Prozess­optimierung lässt sich der Aufwand in der Kalkulation aber ganz gut abbilden. 

Nachhaltigkeit ist für uns eine Politik der kleinen Schritte. 

Christian Graef

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