"Einer der originellsten Herstellungsleiter unserer Branche"
Im Alter von 89 Jahren verstarb am 10. April Jürgen Fischer, langjähriger Herstellungsleiter bei C.H. Beck. Ein Nachruf von Klaus G. Saur.

Jürgen Fischer
Im Alter von 89 Jahren verstarb am 10. April Jürgen Fischer, langjähriger Herstellungsleiter bei C.H. Beck. Ein Nachruf von Klaus G. Saur.
Jürgen Fischer
Jürgen Fischer war über 40 Jahre lang Chef der Herstellungsabteilung des kompletten C.H. Beck Verlages. Er war einer der besten und originellsten Herstellungsleiter, die es in unserer Branche je gegeben hat.
Bis zu 1.000 Titel pro Jahr erschienen unter seiner Regie, und er beherrschte alle technischen und elektronischen Entwicklungen absolut perfekt. Er wirkte ganz hervorragend bei den Herstellertagungen der deutschen Verlage und gab immer wieder die entscheidenden Impulse und Anregungen. Zu Beginn seiner Tätigkeit war er Leiter der geisteswissenschaftlich-schöngeistigen Herstellung des Verlages, einige Jahre später auch der noch wesentlich größeren juristisch-wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung. Er war der mit Abstand wichtigste Experte für die auch rein wirtschaftlich wichtigste Abteilung des Verlages. Alle anderen Bereiche der Verlagstätigkeit können delegiert oder weitergegeben werden, die Herstellung nie.
40 Jahre Herstellungsleitung, das bedeutet Kontakt und Auseinandersetzung mit einem raschen und komplexen Wandel vom Bleisatz zum Computersatz, vom Buchdruck zum Offsetdruck und zu verschiedensten Herstellungsverfahren. Und das bedeutete auch die Bewältigung und Steuerung einer gewaltigen ökonomisch quantitativen Entwicklung. Neben den 1.000 Neuerscheinungen waren auch 40 Fachzeitschriften und eine immer größere Anzahl elektronischer Publikationen zu bewältigen. Neben den wunderbaren Kunstbüchern des Verlages und den literarischen Werken sowie den Lose-Blatt Ausgaben und den Großkommentaren musste die Kalkulation und die technische Fertigung der Typografie und Gestaltung komplett bewältigt werden. Er sorgte für die perfekte Typografie, die beste buchbinderische Verarbeitung und eine wunderbare Umschlagsästhetik und erreichte immer wieder, dass seine Bücher zu den 50 schönsten Büchern der Bundesrepublik ausgewählt wurden. Er war nicht nur Leser, sondern ein passionierter bibliophiler Sammler antiquarischer Bücher mit einem Schwerpunkt bei illustrierten Werken des 17. bis 20. Jahrhunderts.
Er besaß eine phänomenale Bibliothek, die selbst noch sein geräumiges Bauernhaus sprengte. Gemeinsam mit seinen Kollegen Eva von Freeden und dem genialen Cheflektor Ernst-Peter Wieckenberg bildete er den Braintrust des Verlages, der fruchtbarer kaum hätte sein können. Er hat eine großartige Lebensleistung gebracht und der gesamten Verlagsbranche ausgezeichnete Impulse gegeben. Er ist in die Geschichte des Verlages C.H. Beck eingegangen und sein hervorragender Ruf gilt heute und in der Zukunft.