Reporter ohne Grenzen

Journalisten immer öfter Opfer von Gewalt

3. Mai 2022
von Börsenblatt

In Deutschland gibt es so viel Gewalt gegen Medienschaffende wie noch nie – Reporter ohne Grenzen schlägt Alarm.

Karte mit 180 Ländern zum Stand der Pressefreiheit mit Ampelsystem. Die Karte ist vor allem gelb, orange und rot

So viele Länder wie noch nie sind rot gefärbt: Reporter ohne Grenzen

Die Zahl der gewaltsamen Angriffe lag in Deutschland mit 80 von Reporter ohne Grenzen (RSF) verifizierten Fällen so hoch wie noch nie seit Beginn der Dokumentation im Jahr 2013. Bereits im Vorjahr war mit 65 Fällen ein Negativrekord erreicht worden. Die meisten der Angriffe (52 von 80) ereigneten sich demnach bei Protesten des „Querdenken”-Spektrums gegen Corona-Maßnahmen, an denen laut Verein regelmäßig gewaltbereite Neonazis und extrem rechte Gruppen teilnahmen. „Medienschaffende wurden bespuckt, getreten, bewusstlos geschlagen. Betroffene klagten häufig über mangelnde Unterstützung durch die Polizei. Zudem wurden 12 Angriffe der Polizei auf die Presse dokumentiert“, so Reporter ohne Grenzen im Jahresbericht, der erstmals zum Tag der Pressefreiheit am 3. Mai erschienen ist.

Im Bericht gibt es ein Ranking zum Stand der Pressefreiheit in 180 Ländern – allerdings gibt es wenig Positives zu vermelden. In der Türkei (149) sei es um die Pressefreiheit „weiter katastrophal“ bestellt, aber auch in den Niederlanden, in Frankreich (26) und Italien (58) wurden etliche Journalistinnen und Journalisten Opfer von gewalttätigen Übergriffen.

Griechenland löste in diesem Jahr Bulgarien (91) als am schlechtesten platziertes Land der EU ab. Medienschaffende wurden im vergangenen Jahr regelmäßig daran gehindert, über kontroverse Themen wie die Situation von Geflüchteten auf den griechischen Inseln oder die Folgen der Pandemie zu berichten. Ein neues Fake-News-Gesetz erhöhe die Gefahr von Selbstzensur. Rechts- wie Linksextreme griffen regelmäßig Redaktionsräume an, meldet Reporter ohne Grenzen. Während in Russland von Pressefreiheit keine Rede mehr sein kann (Platz 155), verschlechterte sich auch in der Ukraine (106) die Lage für Reporter:innen seit dem russischen Angriff erheblich. Mindestens sieben Medienschaffende wurden in den ersten zwei Monaten der Kämpfe während ihrer Arbeit getötet. Russische Truppen griffen gezielt Medienteams an und bombardierten Fernsehtürme in mehreren Städten. Mehrmals wurden laut RSF Medienschaffende entführt oder ihre Familienangehörigen unter Druck gesetzt, um sie zum Schweigen zu bringen.

Mehr zum Report gibt es auf der Website von Reporter ohne Grenzen und im Video: