Indepedents

Das bietet die Mainzer Minipressen-Messe 2025

22. Mai 2025
Redaktion Börsenblatt

In Mainz versammeln sich auch 2025 wieder Kleinverlage und Buchkünstler:innen. Wie immer wird der V.O. Stomps-Preis für verlegerische Leistungen verliehen und eine breite Auswahl an Lesungen und Veranstaltungen lockt. Das bringen Aussteller mit. 

Minipresse - ganz groß

Alle (zwei) Jahre wieder: Auch 2025 öffnen sich vom 30. Mai bis 1. Juni die Türen der Rheingoldhalle zur 27. Mainzer Minipressen-Messe. Dieses Jahr werden über 220 lokale, nationale und internationale Aussteller:innen vertreten sein. Bei der Verkaufsmesse bieten Minipressen, Kleinverlage, Handpressen, Buchkünstler:innen und Autor:innen ihre Bücher und Buchobjekte an. Viele der Handpressedrucke sind handwerkliche Meisterwerke in Kleinstauflagen oder Unikate.

Nach der Eröffnung der Messe am Freitag wird die Verleihung des V.O. Stomps-Preises besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Preis zu Ehren von Victor Otto Stomps, dem "Vater der Kleinverlage und Minipressen", wird für außergewöhnliche kleinverlegerische oder besondere buchgraphische oder literarische Leistungen verliehen. Die Jury - Vertreter:innen der Stadt Mainz, aus dem Journalismus und Branche - wählt aus den eingereichten Vorschlägen Preisträger:in aus. Neben dem Hauptpreis, der mit 3.500 Euro dotiert ist, wird auch der mit 1.500 Euro dotierte Förderpreis vergeben. 2023 wurden ausgezeichnet: rotopol Verlag, Rita Fürstenau (2023 / Hauptpreis)edition wasser im turm, Cornelius Brändle (2023 / Förderpreis), und Axel Dielmann Verlag (2023 / Ehrenpreis)

Ich kenne die Messe seit dem Grafik-Design Studium an der Mainzer Fachhochschule in den 80er Jahren. Die Messe war ein Mekka für uns Studierende, die wir bei Prof. Willberg Buchgestaltung belegten.

Susanne Brass, octubre editiones

Branchen-Treff

Der Ulrike Helmer Verlag nimmt erstmals an der Minipressen-Messe teil. Sina Hauer, Verlegerin und Geschäftsführerin bei Helmer, freut sich auf den direkten Kontakt mit den Leser:innen und ihren Branchenkolleg:innen und besucht ohnehin gezielt kleinere Messen. Besondere Aufmerksamkeit wünscht Hauer dem Roman "Der Wurm – Eine kleine Geschichte" von Barbara Imgrund, aus dem Imgrund auf der Messe lesen wird. Der Roman soll "ein ganz starkes Zeichen gegen rechts" setzen.

Am Stand des MaroVerlags – der bis auf wenige Ausnahmen zum festen Stamm der Minipressen-Messe gehört, wird es politisch. Sarah Käsmayr, Maro-Verlegerin in zweiter Generation, besucht die Messe seit ihrer Kindheit. Sie weiß, warum sich der Besuch auf der Messe immer wieder lohnt: "Das Besondere ist, dass man die Mimik von Leserinnen und Lesern erlebt." Und gerade bei politischen Themen, wie in den MaroHeften, komme so ein besonderer Dialog zustande. Die MaroHefte verbinden feministische und tabubehaftete Themen in Essay-Form mit Illustrationen in besonderer Gestaltung und Herstellung. Vor allem die beiden aktuellen Hefte wird Käsmayr am Stand des Augsburger Verlages ausstellen: "Zwischen Terminator und Taschenrechner – Künstliche Intelligenz im Zeitalter ihrer ökonomischen Nutzbarkeit" von Peter Schadt und "Das F-Wort – Eine feministische Sicht auf sogenannte Fehlgeburten" von Christine Koschmieder.

Ergebnisse traditioneller Buchherstellung mit Handsatz und Holzschnitt lässt sich etwa am Stand von "widukind-presse" aus Dresden bewundern. Einzigartige Werke in kleiner Auflage finden sich am Stand von Gerhard Multerer. Ebenfalls mit Linolschnitt, Holzstich und Radierung werden vom "Atelier du Chien qui boite" Werke von Kafka oder Kleist von Hand gedruckt und gebunden.

Reise zum "Mekka der Kleinverlage"

"sheer spite press" reist aus Kanada an. Der Messenovize bringt verschiedene "Zines" mit, die neueste ist "Nine Zines on Grief" von Imogen Reid.

Willkommener Grund für eine Rückkehr aus Mexiko nach Mainz ist die Minipressen-Messe für Susanne Brass, der Gründerin des Kleinverlags "octubre ediciones". Obwohl der Verlag dieses Jahr das erste Mal teilnimmt, kennt Brass die Messe seit ihrem Grafik-Design Studium an der Mainzer Fachhochschule in den 80er Jahren: "Die Messe war ein Mekka für uns Studierende, die wir bei Prof. Willberg Buchgestaltung belegten." Für Brass ist die Messe also nicht nur "die Begegnung mit Interessierten am eigenen Tun", sondern auch "Wiedersehen mit Freunden". Einen besonderen Platz am Stand von "octubre ediciones" wird die neuste Veröffentlichung von Brass "Die gezählten Windungen des Flusses der Windungen" sein, aus dem sie vorlesen wird.

Lesen, reden, schauen

Alle Programmangebote sind kostenfrei. Bei einem Poetry Slam messen sich am Samstag Teilnehmende im literarischen Wettbewerb miteinander und FILMZ, das Festival des deutschen Kinos, zeigt eine Auswahl bibliophiler Kurzfilme der letzten Jahre.

Gerhard Lauer, Buchwissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz spricht über Herausforderungen, mit denen vor allem kleinere Buchhandlungen in Bezug auf Online-Handel und e-Books konfrontiert werden. Am Nachmittag stellt sich die Aktion "Verlage gegen Rechts" vor. Der Fokus des Aktionsbündnisses liegt auf wirksamen und progressiven Inhalten in der Buchbranche, um einen vielfältigen und respektvollen Literaturbetrieb zu schaffen.