Unabhängige juristische Fachverlage

Mut zur Lücke

7. November 2023
von Michael Roesler-Graichen

Der Markt für juristische Fachinformation wird von einigen Giganten geprägt – zwischen denen sich kleinere, unabhängige Verlage mit besonderem Profil behaupten. Das zeigen beispielhaft Duncker & Humblot und der RWS Verlag Kommunikationsforum.   

Als der Verlag Duncker & Humblot im Januar das Programm des Ewald von Kleist Verlags in Berlin übernahm, war dies die dritte Akquise innerhalb von vier Jahren. Bereits 2019 hatte D & H das Buch- und Zeitschriftenprogramm des 1926 in Berlin gegründeten Deutschen Betriebswirte-Verlags (DBV) übernommen, zum 1. Januar 2020 kam dann noch das gesamte Programm des Verlags Wissenschaft & Praxis (VWP) hinzu. In allen Fällen handelte es sich um Asset Deals, Betrieb und Mitarbeiter wurden nicht übernommen – ohnehin handelte es sich meistens um Ein-Mann-Betriebe.
Verlagsdirektor Andreas Reckwerth begründet die Akquisen mit der Entwicklung im Markt der wirtschaftswissenschaftlichen Veröffentlichungen. »Viele akademische Publikationen sind weggebrochen, weil an die Stelle der klassischen Dissertation Paper treten, die dann als kumulative Dissertation eingereicht werden.« Die traditionelle Monografie hat kaum noch einen Stellenwert, weshalb D & H den Bereich Praktiker und Lehrbuch ausbaut, um das Programmsegment Wirtschaftswissenschaften insgesamt zu stabilisieren. Im Herbst 2020 hat der Verlag das Imprint Edition Wissenschaft & Praxis gegründet, in das die Neuerwerbungen nach und nach integriert werden.
Das mehr als 40 Titel umfassende Programm des Ewald von Kleist Verlags beinhaltet die in zwei Serien erscheinende Lehrbuchreihe »leicht gemacht®«. Die »Blaue Serie« (Steuern und Rechnungswesen) und die »Gelbe Serie« (Rechtswissenschaft) bieten Einführungs- und Überblicksdarstellungen für Haupt- und Nebenfachstudierende sowie für Auszubildende. »Das sind niedrigschwellige Titel, die gut nachgefragt werden«, so Verleger Florian Simon.
Die Rechtswissenschaften, ein traditionsreiches und großes Segment unter dem Dach des 1798 gegründeten Verlags, sind von dem Wandel des akademischen Publizierens nicht im selben Maße betroffen. »Wir sind sehr anspruchsvoll und produktiv bei Qualifikationsschriften«, so Simon. »Und haben Marktanteile hinzugewonnen«, ergänzt Reckwerth.

Florian Simon, Verleger, Duncker & Humblot

 Wir sind sehr anspruchsvoll und produktiv bei Qualifikationsschriften und haben Marktanteile hinzugewonnen.

Florian Simon, Verleger, Duncker & Humblot

Mit Börsenblatt Plus ins Branchengeschehen eintauchen

Sie wollen diesen Plus-Artikel weiterlesen?
Dafür benötigen Sie ein Benutzerkonto sowie ein Abonnement!

  • Zugriff auf alle Plus-Artikel (Analysen und Kommentare der Redaktion, exklusive Branchenzahlen, Interviews, Hintergrundberichte, Reportagen und Artikel aus dem gedruckten Börsenblatt)
  • Alle E-Paper-Ausgaben seit 2019, die aktuelle bereits am Mittwochabend abrufbar
  • Plus-Newsletter mit Highlights und Empfehlungen aus der Redaktion