Interview mit Reise-Verleger Wayan Rump

"Not macht erfinderisch"

23. Oktober 2020
von Matthias Glatthor

Corona-Pandemie und Einbruch des Tourismus: Wie der Bielefelder Reise Know-How Verlag bislang durch die Krise gekommen ist und welche Sorgen er sich macht, erläutert Geschäftsführer Wayan Rump im Interview mit dem Börsenblatt.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf den Absatz Ihrer Reiseführer?
Vor Corona, also im Vergleichszeitraum April bis Oktober 2019, verteilten sich die Umsätze im Reiseführer-Segment zu 26 Prozent auf Fernreise-Titel, 59 Prozent auf Europa-Titel und 15 Prozent auf Deutschland-Titel. Im gleichen Zeitraum 2020 liegt die Verteilung bei 7 Prozent bei Fernreise-Titeln, 48 Prozent bei Europa-Titeln und 45 Prozent bei Deutschland-Titeln. Der Anteil der Deutschland-Titel an den Umsätzen hat sich also verdreifacht.

Wie wirkte sich das auf Ihre Umsätze aus?
Der Shift spiegelt sich in der Entwicklung der Umsätze im Zeitraum April bis Oktober wider: Während die Umsätze bei den Fernreisezielen um rund 90 Prozent und bei den Europazielen um rund 70 Prozent eingebrochen sind, konnten wir bei den Deutschland-Titeln sogar einen Umsatzzuwachs von 10 Prozent verzeichnen – und das bei um 64 Prozent niedrigeren Gesamtumsätzen als 2019.

Wie sind Sie bisher durch die Corona-Krise gekommen?
Natürlich hat uns die Krise vor enorme Herausforderungen gestellt. In kurzer Zeit mussten viele Entscheidungen getroffen werden – auch unangenehme, wie Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Mit diesen Entscheidungen und einer guten Teamarbeit konnten wir aber schnell und flexibel reagieren und uns auf die Titel fokussieren, die unserer Meinung nach in dieser Zeit gebraucht werden. Bisher hat uns unser eh schon recht breites Deutschlandprogramm durch die Krise getragen. Deutschland hatte sich schon vor Corona zu einem immer beliebteren Reiseziel entwickelt, daher waren wir hier bereits gut aufgestellt. Für das nächste Jahr setzen wir auf unsere zahlreichen Novitäten.

Können Sie Zahlen zum Deutschland-Progranm nennen?
Während der Krise haben wir einige Neuauflagen sowie die Produktion einiger Novitäten vorgezogen und insgesamt rund 15 Deutschland-Titel herausgebracht. 2021 werden noch einmal ganze 14 Novitäten und mindestens 15 Neuauflagen allein zu deutschen Reisegebieten den Weg in den Handel finden. Daneben werden wir auch unbeirrt, gut verkäufliche Bücher für gut zu bereisende europäische Länder und Regionen herausbringen.

Haben Sie auch Titel verschoben?
Wir haben diverse Fernreise-Titel wie Japan, Malaysia oder Togo ins kommende Jahr verschoben und konzentrieren uns seit März auf Nahziele und besonders Ziele in Deutschland. Auch haben wir mit diversen neuen Projekten begonnen, die in Form von völlig neuen Titeln 2021 erscheinen werden – Not macht eben erfinderisch. Dieses Jahr konnte schon unser "Waldtagebuch" sowie unsere neue Reihe der "ReiseSplitter" glänzen.

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