Frankfurter Buchmesse

Reiseverlage hoffen auf das neue Hallenkonzept

17. Oktober 2025
Matthias Glatthor

Arg geschrumpft ist mittlerweile der Auftritt der Reiseverlage in Halle 3.1 der Frankfurter Buchmesse. Nicht nur Verleger Wayan Rump hofft auf positive Veränderungen durch das neue Hallenkonzept. Auch das Thema KI-Reiseführer treibt die Verlage nach wie vor um. 

Verleger Wayan Rump ist mit Reise Know-How am Gemeinschaftsstand des forum independent in Halle 3.1

"Das würde in die richtige Richtung gehen"

"Es ist eine Menge Los in unserem kleinen Reisebuchteich", sagt Wayan Rump, am Freitagvormittag (17. Oktober) im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse. Er präsentiert seinen Reise Know-How Verlag (Halle 3.1 D30/31) am Gemeinschaftsstand des forum independent. Man kann etwa an die allgemeine Umsatzentwicklung im Reisebereich denken, die Sorgen bereitet. Warum sind so wenige Reiseverlage mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten? MairDumont, im vorigen Jahr noch mit einem größeren Stand in Halle 3.1, und GeraNova Bruckmann etwa hatten jeweils nur eine Workstation in Halle 4.1. gebucht. 

Viele Reiseverlage seien unzufrieden mit der Messe, so Rump, mit ihrer Platzierung. Das Umfeld habe sich verändert. Moniert würden etwa außerdem zu hohe Preise. Und die Besucherfrequenz: "Alle Riesenverlage sind in Halle 3.0, alle anderen leiden darunter, da alle unten feststecken." Hier setzt Rump seine Hoffnungen auf das neue Hallenkonzept, das die Frankfurter Buchmesse schon im kommenden Jahr umsetzen will. Die Top-Verlage sollen dann womöglich in den Hallen verteilt werden, die kleineren "dazwischen drapiert" werden, hat er gehört: "Das würde in die richtige Richtung gehen", die Besucherströme umlenken. Wohin die Reise geht, müsse man sehen. Aber "es ist etwas in Veränderung, das ist auch positiv zu bewerten."

Themenwechsel: In diesem Jahr ist es erstmals erlaubt, Bücher ab dem ersten Tag zu verkaufen. Hat man beim Reise Know-How Verlag einen Effekt gespürt? Man hat fast nichts gemerkt, so Rump. Es gab einzelne, die fragten, ob sie ein Buch kaufen dürften, aber die Zahl war ähnlich wie in den vorigen Jahren. Der Vorteil diesmal, man musste sie nicht wegschicken und auf die Publikumstage (die am Freitag schon um 10 Uhr begannen) vertrösten. Die Möglichkeit müsse sich über die Zeit etablieren. Vorsichtshalber hat Reise Know-How diesmal dennoch mehr Bücher – insbesondere von den den Spitzentiteln – dabei, etwa plus 20 Prozent. Insgesamt rund 1.000 Bücher. Zudem könne man noch nachordern.

Der Verlag macht erstmals auch beim Gutscheinheft der Messe mit, es gibt dafür eine Überraschung am Stand. Bisher sind viele gekommen, weiß Britt Küster vom Vertrieb. Darunter Buchhändler:innen und Auszubildende aus der Branche. "Das sind genau die, die wir erreichen wollen."

"Was uns stört, ist unser Standort"

Beim Droste Verlag (Halle 3.1, D31 - bei Forum Independent) hatte man sich auch in diesem Jahr wieder aus verschiedenen Gründen für einen Messestand entschieden: "die Atmosphäre in Frankfurt ist einfach unvergleichlich und ein Bücherfest, an denen wir gerne teilnehmen möchten", sagt Verlagsleiter Jürgen Kron: "Wichtig ist für uns auch, dass wir als Verlag wahrgenommen werden und auf der Messe unserer Autoren, aber auch viele unserer Leser treffen und persönlich kennen lernen können." Schließlich findet Kron es auch gut, dass nun während der ganzen Messe der Buch Verkauf erlaubt ist, weil man dadurch zumindest einen Teil der Kosten wieder einnehmen könne.

"Was uns stört, ist unser Standort", betont auch Kron, "und da versprechen wir uns vom geplanten Hallenkonzept viel". Er hoffe, es werde so umgesetzt, wie es bislang kommuniziert wird und nicht im Laufe der Diskussionen verbessert. "Der Verkauf verlief übrigens hervorragend. Vor allem unsere Quiz wurden sehr stark nachgefragt, schon am zweiten Tag waren einige von innen ausverkauft", freut sich Kron.

Reisebuchladen erstmals auf der Buchmesse

Foto vom Stand des Reisebuchladens

Der kleine Stand des Reisebuchladens war gut besucht

Zum ersten Mal mit einem Stand (Halle 3.1 F38) auf der Frankfurter Buchmesse ist Michael Oberdorfer vom Reisebuchladen Karlsruhe und Heidelberg. Sonst war er immer als Besucher gekommen, erzählt Oberdorfer, aber da immer weniger Reiseverlage einen eigenen Stand hätten, dachte er, er müsse etwas tun, um dem Reisebuch Sichtbarkeit auf der Messe zu verschaffen. Erfahrung hat er, verkauft er doch mit seinem Reisebuchladen auf rund zehn Reisemessen im Jahr. Vor drei Wochen hat er mit der Frankfurter Buchmesse Kontakt aufgenommen und es "war sehr, sehr unterstützend", ist er begeistert. Er hat Reiseverlage angeschrieben und sieben sind bei ihm zu finden: Womo, Conrad Stein, bikeline, Michael Müller, MairDumont, Trescher und Naturzeit Verlag

Der Verkauf an den ersten beiden Messetagen sei "quasi nicht existent gewesen", räumt Oberdorfer scheinbar gelassen ein – am ersten Tag drei Bücher und am zweiten Tag sieben ("und eines wurde geklaut"). Das sei das Erste-Stock-Phänomen, wo immer die Hälfte verkauft würde. Aber er ist sicher, das es ab Freitag definitiv mehr wird. Seine Hoffnung ist, dass im nächsten Jahr wieder mehr Reiseverlage mit einem eigenem Stand kommen – und er wie früher in die Rolle des Besuchers schlüpfen kann. 

Einen eigenen Auftritt auf der Messe hat der Bergverlag Rother, der sich mit freytag & berndt einen Stand teilt (Halle 3.1 G69). Der Verkauf laufe gut, erklärt Pressefrau Bettina Löneke, aber das sei nicht der Hauptgrund, auf die Messe zu kommen. Man wolle Präsenz zeigen. Die Reise "bröckelte" in den letzten Jahren auf der Buchmesse, beobachtet auch sie.

Im Sommergeschäft habe man bei Rother nicht an alte Erfolge anknüpfen können. Man  sei zwar Marktführer bei Wanderbüchern, aber der Markt werde kleiner, umreißt Löneke die Absatz-Problematik. 

Bleibt noch der Hinweis, dass in Halle 3.0 einige Verlage vertreten sind, die ein starkes Reisesegment haben, etwa Emons ("111 Orte"; A32), Gmeiner ("Lieblingsplätze"; B49) oder Piper/Malik (A55). Auch der Globusverlag Columbus ist dort zu finden (C34).   

Foto: Verleger Michael Müller zeigt deutlich, was er von KI-Reiseführern hält

Verleger Michael Müller zeigt deutlich, was er von KI-Reiseführern hält

 

"Wollen Sie ein Foto?"

In der Halle 3.1 war auch Verleger Michael Müller unterwegs, auf dem Weg in eine Nachbarhalle. "Wollen Sie ein Foto?", seine Frage. Natürlich. Dann ging es zum Reisebuchladen, wo er in einer Schublade ein T-Shirt verstaut hatte. Er zog es über, und zu lesen war: "AI Travel Guides Lead you to Hell". 

Damit wären wir einem Thema, das den Reisebuchverlagen auf den Nägeln brennt: KI-Reiseführer. Aktuell fänden sie sich nur bei Amazon, "aber wer weiß ob es so bleibt", spekulierte Wayan Rump. Vielleicht falle es den Leuten nicht auf, dass nur Belangloses drinstehe, das sie an der Nase herumgeführt werden. Oder am Ende falle ein negatives Urteil auf die Reiseführer an sich zurück, alles sei denkbar. Amazon mache nichts dagegen, verdiene an drei Stellen damit: am Druck der Bücher bei Amazon, an der Werbung und am Verkauf. Am Freitagmittag war Rump beim Buchmesse-Podcast, der von der Agentur "watchyourhead" bespielt wird, eingeladen, um über KI-Reiseführer zu sprechen. Hier kann der Podcast nachgehört werden.

Foto von Wayan Rump beim Podcast

Wayan Rump beim Podcast