Interview mit Verleger Ralf Frenzel

Tre Torri und die große Genussallianz

11. Mai 2021
von Sabine Cronau

Tre-Torri-Verleger Ralf Frenzel hat sich von GU die Lizenz für die beiden Genussmarken Hallwag und Teubner gesichert. Und ist jetzt auch noch unter die Winzer gegangen. Warum? 

Sie sind im April als Gesellschafter bei den Weingütern Wegeler im Rheingau und an der Mosel eingestiegen. Werden Sie damit zum Winzer?
Auf so etwas lasse ich mich nur ein, wenn ich etwas bewegen kann. Deshalb bin ich als Mehrheitseigner auch strategisch und operativ ins Unternehmen eingestiegen. Aber natürlich bleiben die bisherigen Eigentümer Anja Wegeler-Drieseberg und Tom Drieseberg weiter an Bord. Das möchte ich auch so. Ich bin dem Weingut Wegeler schon seit Anfang der 80er Jahre eng verbunden, als ich noch Sommelier in Hans-Peter Wodarz’ Ente vom Lehel in Wiesbaden war. 

Weingüter, die viel über die (Spitzen-)Gastronomie verkaufen, haben es schwer im Lockdown. Ist der Einstieg bei Wegeler derzeit nicht sehr riskant?
Zeigen Sie mir das Geschäft, das ohne Risiko ist! Die insgesamt drei Weingüter an der Mosel und im Rheingau besitzen absolute Toplagen und halten damit einen enormen Kulturschatz in der Hand. Bereits jetzt, nicht erst nach der Pandemie, brechen wir auf zu neuen Ufern. Wir wollen die Stilistik der Wegeler-Weine modernisieren, für mehr Sichtbarkeit auf dem internationalen Markt sorgen. Das ist wie in einer Buchhandlung: Mag sie auch noch so schön sein – ab und an muss eine neue Wandfarbe, ein neuer Verkaufstresen her.

Gibt es auch Synergien mit Ihren anderen Geschäftsfeldern, der Wiesbadener Agentur CPA! und dem Tre-Torri-Verlag?
Wir trennen da gern. Aber selbst­verständlich kann es auch mal sein, dass die Agentur für das Weingut arbeitet oder Tre Torri einen Band über die Geschichte von Wegeler herausgibt. Die ist übrigens sehr spannend: Lore, die große Liebe Beethovens, hat Franz Gerhard Wegeler geheiratet, den besten Freund des Komponisten. Viele Briefe aus dieser Zeit sind erhalten.

Die Weingüter sind nicht Ihr einziges neues Projekt. Von Vertriebspartner GU haben Sie im März die beiden kulinarischen Buchprogramme Hallwag und Teubner übernommen – als Lizenz. Was haben Sie damit vor?
Wir haben die Marken gewissermaßen wie ein Haus gemietet. Nun geht es darum, sie in Abstimmung mit dem Vermieter, sprich Verleger Thomas Ganske, behutsam zu erneuern. Bei Hallwag und Teubner wurde in den vergangenen Jahren vieles so gemacht, wie es immer schon gemacht wurde. 2020 haben die Programme dann ganz pausiert. Wir wollen sie mit neuem Leben füllen, inhaltlich, gestalterisch und auch mit Blick auf die digitale Welt.

Mit den neuen Teubner-Bänden müssen müssen wir auch die Zielgruppen zwischen 30 und 40 abholen, die in der Corona-Krise das Kochen für sich entdeckt haben.

Ralf Frenzel, Tre-Torri-Verleger

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