KoRo Drogerie ist jetzt Verlag

"Wir glauben an Print"

18. März 2022
von Kai-Uwe Vogt

Bekannt ist die KoRo-Drogerie für Nüsse und Cremes. Jetzt erscheinen auch Bücher. Warum das? Und wohin geht die Reise? Ein Interview mit Projektmanagerin Hannah Born.

KoRo Drogerie ist jetzt als Verlag aktiv geworden. Sind Nüsse nicht genug?
KoRo ist immer auf der Suche nach neuen Projekten, bei uns wird sehr viel ausprobiert und auch mal der ein oder anderen ungewöhnlichen Idee nachgegangen. 2021 haben wir zum Beispiel eine Eisdiele in Berlin eröffnet und das dazugehörige Franchise läuft gerade an. Da dachten wir uns: Warum probieren wir uns nicht auch mal als Herausgeber:innen? Geholfen hat uns dabei unser Know-how im Bereich des Influencer:innen-Marketings und unsere große Präsenz im Online-Marketing. Auch ist unser Team privat sehr an Büchern, Magazinen etc. interessiert. Wir glauben an Print, haben unseren eigenen kleinen Buchclub und bringen einmal im Quartal unser kostenloses Kund:innen-Magazin, die „BEILAGE“, heraus. Die Idee war also gar nicht so weit hergeholt, wie es scheint. Mittelfristig wollen wir unsere Stärken weiter solide ausspielen und zeigen, dass wir im Verlagswesen einen frischen und erfolgreichen Ansatz verfolgen.

Gerade sind die ersten Bücher sind erschienen – wie sind die Erfahrungen?
Wir sind sehr zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen und dankbar für die Erfahrungen, die wir sammeln konnten. Dabei hat uns natürlich die unkomplizierte und professionelle Zusammenarbeit mit unseren ersten beiden Autorinnen, Laura Schulte „Eat in Balance“ und Anja Giersberg, sehr geholfen, das Verlagsprojekt von KoRo so schnell und erfolgreich umzusetzen. Anjas Buch „Zuckerfrei backen“ war beispielsweise innerhalb von zwei Wochen nach Veröffentlichung ausverkauft, das macht uns sehr stolz und bestätigt uns, dass wir das Projekt weiter vorantreiben und intensivieren wollen. Für Jan (Anm.: Jan Rein, Head of Content and Communication) und mich war es spannend und lehrreich zu sehen, wie der Buchverkauf funktioniert: Wir haben gelernt, dass wir als Herausgebende deutlich mehr koordinieren als das Buch nur drucken zu lassen und zu verkaufen. Es steckte weitaus mehr dahinter als anfangs erwartet, zum Beispiel auch Themen wie die Online-Shopanbindung sowie der Vertrieb.

Wie sehen Ihre Arbeitsprozesse aus?
Wir können bei der Autor:innen-Akquise auf unsere Markenbekanntheit und die Beziehungen unserer Sponsoring- und Partnership-Abteilung zurückgreifen. Haben wir jemanden gefunden, der/die mit uns zusammenarbeiten möchte, machen wir uns an die Redaktion der Themen. Außerdem kümmern wir uns inhouse um Lektorat und Gestaltung. Den Druck, die Bindung sowie die Logistik übernehmen externe Dienstleister. Wenn uns innerhalb des Prozesses Know-How oder Personal fehlt, greifen wir auch auf Kooperationen  mit Freelancer:innen zurück. Unser Grundgedanke und die Besonderheit bei dem Projekt ist: Eine gute Idee soll so schnell wie möglich auf den Markt kommen. In den gesamten Entstehungsprozess des Buches werden die Autor:innen stark einbezogen, das ist uns wichtig. Am Ende müssen wir alle mit dem Ergebnis zufrieden sein. Unseren Absatz machen wir hauptsächlich online über unseren eigenen Shop (www.korodrogerie.de). Man sieht also, wir bieten von den Dienstleistungen her alles, was ein klassischer Verlag auch verspricht.

Mit welchen Dienstleistern arbeiten Sie zusammen?
Je nach Projekten und inhaltlichem Schwerpunkt variieren die Kooperationen mit unseren Dienstleister:innen – sofern wir die jeweiligen To-dos nicht selbstständig, also inhouse, umsetzen können. Die Abstimmung hierzu erfolgt bei jedem Projekt auch in enger Absprache mit unseren Autor:innen.

Wo wird gedruckt?
Wir haben keine feste Druckerei, mit der wir zusammenarbeiten, sondern entscheiden je nach Projekt, der aktuellen Papier-Verfügbarkeit und dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir achten allerdings darauf, lokal – sprich: in Deutschland – zu drucken. 

Wie viele Projekte stecken in der Pipeline?
Bis Ende dieses Jahres planen wir noch drei Veröffentlichungen. Zu den Autor:innen und Themen möchten wir aber noch nichts sagen. 

Viele Verlage sind – dem Handel zuliebe – auf glatte Preise gegangen. Auch ein Thema für KoRo?
Ja, bei KoRo gibt es ausschließlich glatte Preise (50er-Schritte). Dies war aber für den Verlag keine explizit vom Handel beeinflusste Entscheidung, die Strukturen gab es bei KoRo bereits und wir finden es auch selbst schöner so.

Sie setzen aktuell auf Influencer:innen im Foodbereich, haben aber auch andere Themen im Blick – wer ist für Sie interessant?
Für uns sind alle Menschen mit einer starken Botschaft und spannenden Ideen interessant. Dabei wollen wir auch proaktiv über den Foodbereich hinausgehen, denn unser Unternehmen beschäftigt sich schließlich nicht nur mit Lebensmitteln und Ernährung. Unser Non-Food Bereich wird aktuell stärker ausgebaut und Offline-Projekte werden immer wichtiger. Als Verlag wollen wir Themen eine Plattform geben, die gesellschaftlich relevant sind. Dazu zählen für uns beispielsweise auch mentale Gesundheit, das Empowerment von Frauen und Minderheiten, New-Work-Konzepte usw.

Andersherum: Was hebt Sie von anderen Playern auf dem Markt (BoD etc.) ab?
Im Vergleich zu BoD sind wir kein Print-On-Demand-Verlag, wir drucken in Auflagen. Wir bieten alles an, was ein klassischer Verlag auch garantiert (Lektorat, Design, Druck, Vertrieb, etc.), haben aber den Anspruch schneller und unkomplizierter zu sein. Dabei halten wir uns beispielsweise nicht an strikte Veröffentlichungszeiträume im Jahr, sondern passen den Ersterscheinungstermin dem jeweiligen Thema an. Unser Backbuch “Zuckerfrei Backen” haben wir beispielsweise pünktlich zur Fastenzeit rausgebracht. In der Zusammenarbeit mit den Autor:innen sind wir so flexibel wie möglich und räumen viel Mitspracherecht an. Kurz- bis mittelfristig wollen wir uns als “vollwertiger” Verlag etablieren. 

Ein großes Problem für Self-Publisher:innen und kleine Verlage ist die Präsenz im Buchhandel. Gibt es Kooperationsideen?
Wir haben einige Ideen in der Pipeline und haben keine Scheu davor, auch unkonventionelle Wege zu gehen. In Berlin haben wir ein kleines Experiment in Berlin gestartet, um unsere Bücher in Buchhandlungen bekannt zu machen: Ich bin dafür einen Tag lang von Buchhandlung zu Buchhandlung gefahren und habe unsere Bücher direkt vorgestellt und Ansichtsexemplare dort gelassen. Das Feedback war durchgehend sehr positiv und wir freuen uns riesig, dass wir mittlerweile bereits in einigen Buchhandlungen ausliegen.

Wo sehen Sie Ihre vertriebliche Stärken?  
Wir haben den Vorteil, dass KoRo bereits eine große Reichweite und Markenbekanntheit, sowie ein breites Netzwerk an Talents besitzt. Der große Stammkund:innen-Pool von KoRo kann durch etablierte Vertriebs- und Marketing-Kanäle direkt angesprochen werden. Dazu gehören neben unseren Social-Media-Accounts auch unsere Newsletter, B2B-Kontakte und vieles mehr. Unsere große Stärke ist aktuell definitiv der Online-Vertrieb, wir wollen uns aber in Zukunft auch offline positionieren. 

Let´s talk social am 30.3.2022

Auf der digitalen Social-Media-Fachtagung des Börsenblatts und des mediacampus frankfurt: Let´s talk social am 30. März stellt das KoRo-Team in einem Workshop seine Contentstrategie auf Social Media vor. Hier gibt’s alle Infos zum Let's talk social-Programm.