"Wir müssen safe zwei Stunden in der Schlange warten!!", ruft das Mädchen ihrer Freundin zu und hastet die Rolltreppe zu Halle 1.2 hoch, "wir müssen uns beeilen!" Dabei ist es gerade mal zehn vor neun am Samstag und die freundliche Lautsprecherstimme wünscht allen Besuchern eine gute Buchmesse. Überall erwartungsfrohe Gesichter, mit jeder Minute mehr wächst die Hektik, Bienenschwarm und viele Emotionen. Freundschaften werden auf die Probe gestellt: "Wir wollten doch zuerst zu Lyx und dann zu Forever – das hatten wir so ausgemacht!" bis zu "Macht, was ihr wollt! Ich stelle mich jetzt jedenfalls hier an." Es wird sich über Strategien ausgetauscht: "Was macht jetzt mehr Sinn?" und "Pass auf: Ich stell mich hier an und du versuchst, zwei 'Copenhagen Cinnamon' zu kriegen." Die passionierten Bücherliebhaberinnen haben ihre Rollkoffer dabei, man muss keine Taschen schleppen, bis der Henkel reißt.
Die einen fragen "Brauch ich für die Schlange ein Ticket?", andere stöbern: "Ok, was gibt's da eigentlich?" Väter sind mit Töchtern unterwegs und versuchen pragmatisch vorzugehen: "Nu lass uns einfach mal hier anfangen … allet jut …" manche Mittdreißigerinnen fühlen sich deplatziert: "Wir hätten uns was anderes anziehen sollen, wir fallen hier optisch so richtig raus, find ich …", man hört auch österreichische und Schweizer Stimmen: "Bei uns gibt's so viel Romance an einem Ort gar nicht". Gegen Mittag füllt sich die Halle 1.2 täglich mehr und mehr, ist aber nie so voll, dass man denkt, hier geht nichts mehr – die breiten Zwischengänge erfüllen ihren Zweck.