Interview mit Libri-CEO Alyna Wnukowsky

"Das Preisbindungsgesetz in Gänze leben"

25. Oktober 2022
von Christina Schulte

Alyna Wnukowsky ist seit Juli Vorsitzende der Libri-Geschäftsführung. Im großen Interview spricht sie über aktuelle Herausforderungen, Dinge, die sie verändern möchte – und Überraschungen bei Libri. 

Libri-Chefin Alyna Wnukowsky

Sie arbeiten seit April bei Libri, seit Juli sind Sie Vorsitzende der Geschäftsführung. Was hat Sie zu Libri geführt?
Ich liebe Bücher. Schon immer. Darüber hinaus bin ich der Überzeugung, dass Bücher wirklich wichtig sind für eine Gesellschaft, die kulturell vielfältig und frei ist. Das wird uns gerade wieder vor Augen geführt, etwa in den von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine, in denen ukrainische Bücher einfach gegen russische ausgetauscht werden. Weil ich Bücher im Herzen habe und in Frankreich im Buchhandel und im Buchclub tätig war, weiß ich, dass ich auch gern mit Büchern arbeite. Hinzu kommt eine weitere große Leidenschaft von mir: mein Interesse für neue Technologien, mit denen sich Prozesse verbessern lassen. In diesem Bereich habe ich in meinem letzten Job bei Quadient, einem Unternehmen im Segment der Postbearbeitungssysteme, gearbeitet. Als ich dann über einen Headhunter von der Option bei Libri gehört habe, dachte ich mir: Ja, Wahnsinn, das ist die perfekte Kombination. Bücher verbunden mit inno­vativer Technologie – das an entscheidender Stelle in einem der größten Buchmärkte der Welt zu gestalten, das reizt mich sehr.

Wenn man bei einem Unternehmen anfängt, hat man gewisse Vor­stellungen, wie es dort sein könnte. Manchmal ist es aber ganz anders, als man denkt. Was hat Sie am meisten überrascht, als Sie zu Libri gekommen sind?
Es hat mich sehr überrascht, wie viele buchbegeisterte Kolleg:innen es hier gibt. Mit dem einen oder anderen Überzeugungstäter habe ich wohl gerechnet, aber dass das durch die Bank weg gilt, das hat mich erstaunt. Wie alle Neuen habe ich beispielsweise eine Einführung an unserem Logistik­standort in Bad Hersfeld durchlaufen. Die Kolleg:innen von der Waren­annahme bis zum Warenausgang wissen, dass die Bücher durch ihre Arbeit am nächsten Tag pünktlich in den Buchhandlungen sein werden. Dafür geben sie ihr Bestes und sind stolz, ihren Teil dazu beizutragen. 
Was mich in diesem Zusammenhang dann noch überrascht hat, weniger bezogen auf Libri als auf die Branche: Es wird von vielen als total selbstverständlich angesehen, dass nahezu jeder Titel überall in Deutschland über Nacht verfügbar ist. Buchhändler:innen und Verleger:innen aus anderen europäischen Ländern, mit denen ich häufig spreche, beneiden uns darum. Das höre ich immer wieder. Und hier in Deutschland wird das einfach so vorausgesetzt.

Es wird von vielen als total selbstverständlich angesehen, dass nahezu jeder Titel überall in Deutschland über Nacht verfügbar ist.

Alyna Wnukowsky

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