Börsenblatt Young Excellence Award

Was machen die Alumni heute?

5. Mai 2023
von Börsenblatt

Hier berichten Selma Wels, Magdalena Birkmann, Isabella Caldart, Liesa Rebbig und Desirée Kelichhaus, was nach ihrer Nominierung beim Börsenblatt Young Excellence Award passiert ist - und an welchen Projekten sie gerade arbeiten.  

#YEAWARD-Alumni: Selma Wels (Mitte), Isabella Caldart, Désirée Kelichhaus (links)  Magda Birkmann, Liesa Rebbig (rechts)

Selma Wels mit offenem Haar und Straßenkleidung - im Hintergrund eine unscharfe Straßenszene

Selma Wels

Selma Wels: Nominiert 2015

Seit Oktober 2022 arbeite ich bei Ullstein und bin dort als Senior Event Managerin für Literatur-Veranstaltungen und Lese-Events zuständig. Dementsprechend war ich dieses Jahr zum ersten Mal für einen großen Publikumsverlag mit dem gesamten Ullstein-Team auf der Leipziger Buchmesse. Es war nicht nur schön mal wieder in Leipzig zu sein, es war besonders schön mit diesem wirklich tollen Team da zu sein, auch wenn es eine sehr intensive Zeit mit vielen Abendveranstaltungen im Rahmen von „Leipzig liest“ war. Ich blicke auf viele interessante Gespräche zurück und freue mich schon auf die nächste Messe.

Aber es sind noch weitere schöne Dinge passiert: Anfang des Jahres ist das Buch „anders bleiben - Briefe der Hoffnung in verhärteten Zeiten“ bei Rowohlt erschienen. Ich bin Herausgeberin und Mitautorin. Darin kommen Autorinnen und Autoren in 21 Briefen zu Wort und es geht um unser gemeinsames, gleichberechtigtes Miteinander in einer offenen Gesellschaft. Die Rolle als Herausgeberin war neu für mich und streckenweise eine echte Herausforderung. Dabei auch den Mut aufzubringen und mich dabei mit einem sehr persönlichen Text in die Anthologie einzubringen, war ebenfalls eine sehr herausfordernde und zugleich spannende Aufgabe.

Als Literaturveranstalterin habe ich in den vergangenen zwei Jahren in Frankfurt die Reihe „Wir sind hier“ mit Schwerpunkt auf kulturelle Diversität mitkuratiert und betreut. In Berlin habe ich außerdem als Co-Kuratorin „Riot Now“ ins Leben gerufen. Eine neue Event- Reihe, die den gesellschaftlichen Diskurs sucht, aber auch nach der Verantwortung fragt, die Kulturschaffende tragen.

Insgesamt blicke ich auf ein sehr intensives Lesejahr zurück: 2022 wurde ich in die Jury des Deutschen Buchpreises berufen. Zweifelsfrei eine große Ehre, aber ich bin dabei auch an meine Grenzen gekommen. Über 200 Romane zu lesen, das ist wirklich fordernd. Ich habe teilweise von morgens bis nachts um drei Uhr gelesen – manche Bücher mehrfach. Einen interessanten Nebenaspekt hatte die Juryarbeit übrigens: Meine Lesegeschwindigkeit hat sich massiv gesteigert. Ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell lesen kann. Ein Roman an einem Tag? Das ist jetzt kein Thema mehr.

Nominiert 2018

Désirée Kelichhaus: Jugendträume und viel Engagement

Als ich 2018 nominiert wurde, war ich in der Lizenzabteilung des Carl Hanser Literaturverlags tätig. Nach der Nominierung bin ich freiberuflich als Trainerin in der Erwachsenenbildung für Medienrecht und Onlinerecht aktiv geworden. Mir wird immer wieder gesagt, ich habe ein Händchen fürs Schulen. Tatsächlich gehe ich sehr darin auf, andere auszubilden, zu unterrichten und fortzubilden.

Außerdem war ich als Projektleiterin beim Softwaredienstleister Wirth & Horn tätig und habe Relaunch-Projekte für den Webauftritt verschiedener Verlage geleitet. Besonders schön war die strukturierte Vorgehensweise, das Analysieren von Verlagsprozessen und das Entwickeln von Konzepten. Ich habe viele Einblicke in die Softwareprogrammierung von Webseiten bekommen.

Vorübergehend habe ich mir außerdem einen Jugendtraum erfüllt und eine Umschulung zur Fahrlehrerin absolviert (der Großstadtverkehr entpuppte sich als Fahrlehrerin als stressiger als der als Fahrerin).

Dann hat mich aber die Sehnsucht nach Verlagsluft gepackt: Im Sommer heuere ich beim Verlag C.H. Beck an. Mit meiner genauen und gewissenhaften Arbeitsweise bin ich dort in der Abteilung Finanz- und Rechnungswesen gut aufgehoben.

Was gleich geblieben ist:

Im IHK Prüfungsausschuss für den Ausbildungsberuf der Medienkaufleute Digital und Print beaufsichtige ich schriftliche Prüfungen und nehme mündlichen Prüfungen ab.

Ich bin nach wie vor dankbar für die damalige Nominierung beim #yeaward, weil sie ein Türöffner war. Mit den gesammelten Erfahrungen fühle ich mich gut gewappnet für all die weiteren abwechslungsreichen Projekte und Aufgaben, die mir in meinem Beruf noch bevorstehen!

Désirée Kelichhaus in dunkler Bluse mit Brille vor dunklem Studiohintergrund

Désirée Kelichhaus

Isabella Caldart mit Brille auf einem Balkon

Isabella Caldart

Isabella Caldart: Nominiert 2020

Eigentlich hat sich bei mir gar nicht so viel geändert – ich arbeite weiterhin als Journalistin, Lektorin und Social-Media-Redakteurin für den Deutschen Buchpreis. Wenn ich darüber nachdenke, kann ich doch von ein paar Neuigkeiten berichten: So verfasse ich eine Kolumne namens „Gossip Girl“ in der „taz“, in der mich aus soziologischer Sicht mit popkulturellen Themen befasse.

Apropos Popkultur: Mein Freund Daniel Stähr und ich haben kürzlich einen Podcast namens „The Sad Millennials“ gestartet. Darin sprechen wir nicht nur über Popkultur, sondern auch über Ökonomie (Daniel ist Ökonom, im Frühjahr 2024 wird bei S. Fischer ein Buch von ihm über Sprachbilder des Kapitalismus erscheinen), Gesellschaft, Politik und, na klar, auch Literatur. Der Podcast ist noch neu, aber wir haben bisher echt positives Feedback bekommen, sowohl online als auch kürzlich in Leipzig auf der Buchmesse, was uns natürlich sehr freut. Wir machen auf jeden Fall weiter, das Projekt ist langfristig angelegt!

Wo wir gerade beim Reden werden: Ich widme mich seit einiger Zeit verstärkt TikTok, wo ich Romane rezensiere und mich mit Literaturpolitik beschäftige. Im deutschsprachigen BookTok sind Romance, Fantasy und YA bisher noch die Hits, aber ich bin mir sicher, dass es zukünftig mehr Accounts geben wird, die wie ich über „anspruchsvollere“ Belletristik sprechen.

Aber auch im schreibenden Bereich gibt’s News: Im August erscheint das Buch „101 literarische Orte in Frankfurt und Rhein-Main“ von Anette John und mir im Societäts-Verlag, eine Art literarischer Reiseführer. Diese 101 Orte zusammenzutragen hat mega Spaß gemacht, sie sind auch ganz unterschiedlich, von Denkmälern und Geburtshäusern über Verlage und Buchhandlungen bis hin zu Cafés und Kneipen.

Und dazu passend auch meine letzte Veränderung: Nach mehreren Jahren in meiner Wahlheimat Barcelona ziehe ich zum Publikationszeitraum wieder zurück nach Frankfurt. Also von wegen, es war nicht so viel los bei mir, ich muss das revidieren: Seit der Nominierung für den YEAWARD ist doch einiges passiert!

Die größte Veränderung in der letzten Zeit war für mich, dass ich Anfang des Jahres meine Arbeitszeit in der Buchhandlung deutlich reduziert habe, um mich besser auf meine nebenberuflichen Projekte konzentrieren zu können  – z.B. moderiere ich jetzt online und offline immer häufiger Veranstaltungen, trete auf Podien und in Podcasts auf und schreibe Texte und Buchrezensionen für verschiedene Online- und Offlinemedien. Meine Ocelot-Chefin Maria-Christina Piwowarski ist bei dieser Entscheidung eine großartige Unterstützerin gewesen! Besonders schön war im letzten Jahr ein Insta Live für den Aufbau Verlag mit Mareike Fallwickl und Julia Wolf zur Wiederentdeckung der Autorin Tillie Olsen. Genau mein Thema! Eine interessante neue Erfahrung ist es auch, immer öfter als Expertin – und nicht als Moderatorin eingeladen zu werden. Gerade war ich etwa auf Leipziger Buchmesse und letzten Herbst beim Hessischen Literaturforum auf mehreren Podien eingeladen, um über Literatur zu sprechen.

Seit etlichen Monaten dreht sich bei mir ganz viel um die Buchreihe „rororo Entdeckungen“. Nicole Seifert und ich haben uns 2019 auf dem feministischen Insert Female Artist Literaturfestival kennengelernt. Seitdem waren wir im engen Austausch über vergessene Autorinnen und Frauen im Literatubetrieb – ich durfte z.B. auch das Manuskript zu ihrem Buch „FRAUEN LITERATUR: Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt“ bereits in einer sehr frühen Fassung lesen und habe auch die Buchpremiere dazu im Ocelot moderiert. Später haben wir ein gemeinsames Konzept für eine Buchreihe mit vergessenen Autorinnen erarbeitet, um damit auf Verlage zuzugehen. Zufälligerweise kam Nicole Anfang 2022 dann mit der Rowohlt-Taschenbuchprogrammleiterin Sünje Redies ins Gespräch, die selbst gerade eine ähnliche Idee hatte. Seitdem arbeiten wir mit zwei Verlagsmitarbeiterinnen intensiv an der Umsetzung der Reihe und den ersten drei Büchern, die im Herbstprogramm erscheinen werden. Die Auswahl der Bücher treffen wir gemeinsam – wir haben ja bereits einen Pool aus infragekommenden Titeln erarbeitet. Zu jedem der erscheinenden Bücher schreibt eine von uns beiden ein Nachwort, gerade stelle ich für die zwei Bücher, die ich diesmal übernehme, die Texte fertig. Das sind die ersten drei Bücher:

  • Christina Anita Brück: Ein Mädchen mit Prokura (rororo Entdeckungen, Band 1)
  • Mary Renault: Freundliche junge Damen, Ü: Gertrud Wittich (rororo Entdeckungen, Band 2)
  • Louise Meriwether: Eine Tochter Harlems, Ü: Andrea O’Brien (rororo Entdeckungen, Band 3)

Die ersten beiden Bände erscheinen im September, der dritte rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse im Oktober. Die größte – aber auch spannendste – neue Herausforderung ist für mich in diesem Zusammenhang das Schreiben so eines druckreifen Nachworts. Ich habe zwar seit zwei Jahren Erfahrung mit dem Schreiben meines Newsletters und anderen Texten, aber die intensive Recherche und die vielen Überarbeitungen, die so einem Nachwort vorausgehen, bevor es in die Welt hinausgeschickt werden kann, sind doch nochmal ein ganz anderer Prozess.

Liesa Rebbig an ihrem Arbeitsplatz

Liesa Rebbig in "ihrem" KulturKaufhaus

Liesa Rebbig, nominiert 2021

Im vergangenen Jahr war ich nominiert. Was soll ich sagen? Mein Leben hat sich seitdem gefühlt schon um 180 Grad gewendet! Ich bin jetzt in der Buchbranche auf Verlagsseite unterwegs und mir ziemlich sicher, dass meine Nominierung für Award nicht ganz unschuldig daran war, dass der DuMont Buchverlag auf mich zugekommen ist und mir eine Stelle angeboten hat. Hier bin ich jetzt verantwortlich für den Bereich Social Media und die Blogger:innen Relations und jeder Tag ist einfach aufregend und macht so viel Spaß! Auch, dass sich mein Netzwerk seit der Nominierung gefühlt verfünffacht hat, all die Verbindungen und Menschen, die ich kennengelernt habe - das bleibt! Ich freu mich auf alles, was jetzt noch kommt!

Bewerbungen beim #yeaward23 noch möglich

Noch bis 7. Mai können junge Talente und kreative Macherinnen und Macher der Buchbranche sich für den Börsenblatt Young Excellence Award der Börsenvereinsgruppe bewerben - oder andere nominieren.