Zum Tod von Ulf Diederichs

Ein Buch als Vermächtnis

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Der Verleger Ulf Diederichs ist am 4. Juni im Alter von 77 Jahren gestorben - ein Nachruf von Klaus G. Saur.

Ulf Diederichs, Verleger, Autor, Herausgeber und Buchgestalter, wurde 1937 in Jena geboren - als ältestes Kind von Peter Diederichs und Enkel des legendären Verlegers Eugen Diederichs.

Ulf Diederichs studierte in München und Berlin und wohnte an der Isar in der Dachkammer des Hauses der Buchhandlung Lehmkuhl, wo er die Liebe zu Büchern und zum Buchhandel aufsog. Er hatte den Schlüssel zum Laden, der auch nachts funktionierte - und konnte alles lesen, was er für gut und wichtig hielt. Diederichs studierte bei Romano Guardini, Ernesto Grassi, Eric Vögelin, Hans Sedlmayr und bei den Germanisten Kuhn, Kunisch, Krings und Deku. Außerdem absolvierte er eine Ausbildung in der Buchhandlung Albert in Freiburg. 

Nach dem Tod seines Vaters Peter übernahm er 1973 die Leitung des Diederichs Verlags in Köln (bis 1988). Er erweiterte grandios die "Märchen der Weltliteratur", verlegte die Bücher zur Weisheit des Ostens und zur Philosophie des Ostens und er war der erste Verleger der Friedenspreisträgerin Anneliese Schimmel.

1987 ging der Diederichs Verlag an Hugendubel (seit 2008: Random House). Nach kurzer Zeit schied Ulf Diederichs aus dem Unternehmen aus, um als Autor und Herausgeber tätig zu sein. Er entwickelte das erste "Who's Who der Märchenliteratur" und edierte die drei Prachtbände "Märchenpalast", die bei Droemer erschienen.

Unendlich viele Titel, die er herausgab, anregte oder betreute, erschienen bei dtv und sind dort in vielen Fällen bis heute lieferbar. Bis zu seinem Tode arbeitete er intensiv an einer kompletten Eugen Diederichs Verlagsbiographie, die nun in wenigen Tagen erscheinen wird. Auf weit mehr als 800 Seiten sind sämtliche Titel dieses bedeutenden Kulturverlags in extenso beschrieben und vor allem die Illustrationen wiedergegeben. Dieses Buch, das bei Wallstein herauskommt, stellt nicht nur das Vermächtnis von Eugen Diederichs dar, sondern auch das Vermächtnis seines Enkels Ulf Diederichs.