In Ihrem Buch prägen Sie den Begriff "demokratischer Faschismus". Ist das nicht Widerspruch in sich?
Carolin Amlinger: Ja, der Begriff "demokratischer Faschismus" erscheint auf den ersten Blick tatsächlich widersprüchlich, da der historische Faschismus die Demokratie offen bekämpfte. Die heutige rechtsextreme Bewegung versteht sich aber gerade als Erneuerung der Demokratie. Sie nutzt die Mechanismen der elektoralen Demokratie, um ihre Ziele zu verfolgen.
Dies steht durchaus im Gegensatz zu historischen Faschisten. Sie verfolgten von Anfang an das Ziel, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie abzuschaffen. Heute wollen rechtsextreme Kräfte die Demokratie zunächst von innen heraus entliberalisieren. Hinter der rhetorischen Geste, die Demokratie erneuern zu wollen, verbirgt sich darum auch ein anderes Verständnis von Demokratie, das sich mit autoritären Mitteln kombinieren lässt.