Geschwister-Scholl-Preis: Interview mit Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey

"Der heutige Faschismus ist keine einheitliche Bewegung"

25. November 2025
Andreas Trojan

"Zerstörungslust": Für dieses Buch bekommen die Soziologen Carolin Amringer und Oliver Nachtwey heute in München den Geschwister-Scholl-Preis. Ihr Thema: das Aushöhlen der Demokratie von innen. Wie lässt sich gegensteuern? Ein Interview - und ein klares Ja zur politischen Brandmauer.

Oliver Nachtwey und Carolin Amlinger

Der Geschwister-Scholl-Preis 2025 geht an Oliver Nachtwey und Carolin Amlinger.

 

Die beiden Preisträger:innen

Carolin Amlinger

Die Soziologin und Literaturwissenschaftlerin, Jahrgang 1984, ist Projektleiterin am Departement Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Basel.

Oliver Nachtwey

Der Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaftler, Jahrgang 1975, ist seit 2017 Professor für Sozialstrukturanalyse am Fachbereich Soziologie der Universität Basel.

In Ihrem Buch prägen Sie den Begriff "demokratischer Faschismus". Ist das nicht Widerspruch in sich?

Carolin Amlinger: Ja, der Begriff "demokratischer Faschismus" erscheint auf den ersten Blick tatsächlich widersprüchlich, da der historische Faschismus die Demokratie offen bekämpfte. Die heutige rechtsextreme Bewegung versteht sich aber gerade als Erneuerung der Demokratie. Sie nutzt die Mechanismen der elektoralen Demokratie, um ihre Ziele zu verfolgen.

Dies steht durchaus im Gegensatz zu historischen Faschisten. Sie verfolgten von Anfang an das Ziel, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie abzuschaffen. Heute wollen rechtsextreme Kräfte die Demokratie zunächst von innen heraus entliberalisieren. Hinter der rhetorischen Geste, die Demokratie erneuern zu wollen, verbirgt sich darum auch ein anderes Verständnis von Demokratie, das sich mit autoritären Mitteln kombinieren lässt.

Mit Börsenblatt Plus ins Branchengeschehen eintauchen

Sie wollen diesen B+-Artikel weiterlesen?
Nutzen Sie unsere B+-Angebote ab 5 €/Monat:.

Mit B+ haben Sie Zugriff auf alle Plus-Artikel sowie auf das aktuelle E⁠-⁠Paper und das Heft-Archiv seit 2019.

Börsenvereinsmitglieder und Abonnierende des Print-Heftes können B+⁠-⁠Inhalte ohne zusätzliche Kosten nutzen. Mehr dazu hier.

Um B+ zu abonnieren/nutzen, müssen Sie sich bei Börsenblatt Online registrieren.