Deutsche Post DHL

"Die Büchersendung ist in vielen Fällen nicht mehr zeitgemäß"

7. Mai 2019
von Börsenblatt
Ab Juli soll für die Büchersendung bei der Post eine neue Ära beginnen – doch Buchhändler und Verlage protestieren. Was den Konzern dazu getrieben hat, die Preise zu erhöhen und die Maße zu beschneiden, und wie er seine Kunden jetzt wieder einfangen will: Antworten von Alexander Schauer, Abteilungsleiter Produktmanagement Geschäftskunden / Warenversand bei DHL Paket.

Nur ein Jahr nach der letzten Preiserhöhung folgt jetzt die nächste. Warum?
Uns geht es dabei vor allem um zwei Aspekte – zum einen darum, die Komplexität in diesem Teil unseres Portfolios zu reduzieren und Prozesse zu vereinfachen, zum anderen aber auch um die Wirtschaftlichkeit. Ich glaube, es ist sinnvoll, diese beiden Dinge in der Diskussion ein Stück weit zu separieren, weil man dann klarer die einzelnen Elemente erkennen kann. Generell: Wenn solche Entscheidungen vorbereitet werden, versuchen wir immer, eine Balance zu erreichen. Wir möchten gerne sowohl für unsere Kunden die erste Wahl sein – als auch für unsere Mitarbeiter und Anteilseigner.

Kunden sehen das anders, äußern Kritik. Mit welchen Vorteilen wollen Sie sie wieder einfangen?
Grundsätzlich liegen auch die neuen Tarife preislich noch unterhalb des Maxi-Briefs – Produkte, die nicht ganz so laufzeitsensibel sind, lassen sich weiterhin vergleichsweise günstig versenden.  Außerdem vereinfachen wir die Handhabung, etwa indem der Versand künftig verschlossen möglich ist. Das heißt, die Nutzung von Versandbeutelklammern und dergleichen fällt weg. Für manche eine Kleinigkeit, für andere eine sehr praktische Erleichterung.  

Die Bundesnetzagentur hat der Deutschen Post eine Erhöhung des Briefportos um rund zehn Prozent genehmigt, bei den Gebühren für den Buchversand geht das Unternehmen deutlich höher. Wie passt das zusammen? Hat die Bundesnetzagentur hier keinen Einfluss?
Dass Büchersendungen von den Preiserhöhungen in einem stärkeren Ausmaß als Warensendungen betroffen sind, liegt daran, dass die Preise bei ihnen vorher deutlich niedriger waren. In Summe, wenn man sich das über alle der bisherigen sechs Bücher- und Warensendungsprodukte anschaut, ist die Preismaßnahme moderat. Wir wissen zum Beispiel, dass im Strom der Büchersendungen eine ganze Reihe Bücher mit einer Dicke von unter zwei Zentimetern verschickt werden. Für diese Produkte besteht die Möglichkeit, sie als Großbrief zu versenden – für aktuell 1,45 Euro bei schnellerer Laufzeit. Es gibt also durchaus eine Reihe von Alternativen, selbst im Standardportfolio. Was Ihre Frage zur Bundesnetzagentur betrifft: Im Gegensatz zu den Brief-Kommunikationsprodukten unterliegen Bücher- und Warensendungen keiner Preisgenehmigungspflicht im Vorfeld.

Was bringt Ihnen die Tarifreform?
Nehmen wir die Büchersendung Groß, mit der Formate bis 30 Zentimeter Breite verschickt werden konnten – bis 500 Gramm für 1,20 Euro quer durch die ganze Republik: Dieses Produkt rechnet sich nicht mehr. Büchersendung und Warensendung sind heute so günstig, dass wir mit diesen Produkten bei steigenden Kosten kein Geld mehr verdienen.

Wieso ändern sich auch die Formate?
Die Sendungen passten einfach nicht mehr in unsere Brieflogistik.

Nicht?
Nein. Wenn jemand tatsächlich das maximale Maß in der Breite ausnutzt,  müssen die Sendungen schräg in die gelben Briefbehälter eingelegt werden – ich rede von den Kisten, mit denen wir in der Fahrrad- und Fußgängerzustellung unterwegs sind. Was schrägt liegt, verbraucht aber mehr Platz, so dass unsere Zustellerinnen und Zusteller immer wieder zurück zur Ablage fahren müssen. Dies wollen wir künftig vermeiden.

Wie erklären Sie, dass die Höhe ebenfalls reduziert wird?
Wir haben festgestellt, dass es ohnehin nur sehr wenige Druckerzeugnisse gibt, die bei einem Gewicht bis 500 Gramm tatsächlich 15 Zentimeter an Höhe benötigen.  

Wie viele Ihrer Kunden nutzen heute noch die Büchersendung?
Bitte haben Sie Verständnis, dass ich dazu keine konkreten Zahlen nennen möchte. Was ich sagen kann: In vielen Fällen wird die Regellaufzeit der Büchersendung nicht mehr als zeitgemäß empfunden.

Mit der Büchersendung ist ein kultureller Auftrag verbunden, seit Jahrzehnten schon. Spielt das im Konzern noch eine Rolle?
Wir waren und sind uns sehr bewusst darüber, dass es nach wie vor eine große Anzahl von Buchhändlern, Antiquaren und Verlagen gibt, die dieses Angebot brauchen. Natürlich haben wir überlegt, in welcher Form wir das Produkt als solches weiter bestehen lassen wollen – doch das "Ob" stand nie infrage.

Wird sich das Angebot für Sie künftig rechnen?
Davon gehen wir aus, denn anders kann es auch für ein Unternehmen nicht sein. Zudem dürfen wir auch keine Produkte anbieten, deren Preise unter den tatsächlichen Kosten liegen.

Angesichts der Kostensteigerungen in der Logistik ganz allgemein: Wie lange kann die aktuelle Tarifreform Bestand haben?
Im Moment gibt es keine Planungen für weitere Preiserhöhungen in diesem Segment, aber natürlich müssen wir immer die weitere Kostenentwicklung im Blick haben. Wir wollen alle Kollegen fair entlohnen und zahlen in der Regel signifikant höhere Löhne als unsere Wettbewerber.