"Ein Meister im Schildern von Familienbeziehungen"

Eugen Ruge wird Mainzer Stadtschreiber

28. Oktober 2019
von Börsenblatt
Der Schriftsteller Eugen Ruge, Gewinner des Deutschen Buchpreises 2011, wird der Mainzer Stadtschreiber 2020. Die Verleihung des mit 12.500 Euro dotierten Preises ist für Anfang März des kommenden Jahres geplant.

Eugen Ruge, 1954 in Soswa (Ural) geboren und in der DDR aufgewachsen, ist der 36. Träger des von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz vergebenen renommierten Literaturpreises. Gemeinsam mit dem ZDF wird der Schriftsteller, wie seine Vorgängerin Eva Menasse, eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren und zeitweilig die Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenberg-Museum beziehen, wie der Sender informiert. Zudem ist der Preis mit 12,500 Euro dotiert.

Die Jury urteilte: "Bei Eugen Ruge wird aus Biografie große Literatur. Mit Empathie für seine oft widersprüchlichen Figuren, die der Zeitgeschichte ausgesetzt sind, erzählt Ruge von Loyalität und Verrat in Zeiten der Diktatur. Er ist ein Meister im Schildern von Familienbeziehungen und Lebensentwürfen, geschrieben in einer klaren Sprache mit souveränem Gespür für Dialoge, Tempo und Pointe."

Zur Person

Eugen Ruge wurde in der Sowjetunion geboren und wuchs in Ost-Berlin als Sohn des bekannten DDR-Historikers Wolfgang Ruge auf. Der diplomierte Mathematiker, der zunächst als Wissenschaftler in der Erdbebenforschung arbeitete und 1988 in die Bundesrepublik ausreiste, begann seine schriftstellerische Laufbahn mit Theaterstücken und Hörspielen. Für seinen Debütroman "In Zeiten des abnehmenden Lichts" (Rowohlt), den die Kritikerin Iris Radisch als "DDR-Buddenbrook-Roman" lobte, wurde er 2011 mit dem aspekte-Literaturpreis und dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. 2017 ist der Roman, der zum Bestsellererfolg wurde, mit Bruno Ganz in seiner letzten Rolle verfilmt worden. Zuletzt erschienen die Bände "Theaterstücke" und "Annäherung" sowie die Romane "Cabo de Gata" und "Follower". 2019 veröffentlichte Ruge seinen Roman "Metropol" (Rowohlt), mit dem er erneut die Geschichte seiner Familie aufgreift, dieses Mal im kommunistischen Moskauer Exil der 1930er-Jahre.

Ruge, der sich auch mit Bühnenstücken, Hörspielen und als Übersetzer von Anton Tschechows Dramen einen Namen machte, lebt in Berlin und auf Rügen. Neben dem aspekte-Literaturpreis und dem Deutschen Buchpreis erhielt er unter anderem  2009 den Alfred-Döblin-Preis.