Interview mit Nele Neuhaus

"Die vielen kleinen Buchhandlungen sind wahre Schätze"

20. April 2016
von Börsenblatt
Auf der Jahrestagung des Arbeitskreises unabhängiger Buchhandlungen AkS wird Nele Neuhaus am 30. April die Keynote sprechen - Anlass für boersenblatt.net, die Krimi-Bestsellerautorin nach ihrer Beziehung zum unabhängigen Buchhandel zu fragen.

Welchen Stellenwert haben die unabhängigen Buchhandlungen für Sie?
Die kleineren Buchhandlungen machen die Basis des Buchhandels aus, sie sind das positive "Gesicht", das in der Bevölkerung präsent ist. Für mich und viele Menschen in meiner Umgebung ist die Buchhandlung am Ort ein fester Anlaufpunkt, wo man regelmäßig hingeht – und wenn ich im Ausland bin, denke ich oft: Wir wissen gar nicht, welche Schätze wir mit den vielen kleinen Buchhandlungen bei uns haben.

Meinen Sie die flächendeckende Vielfalt der "geistigen Tankstellen"?
Die wir zum Glück eben noch haben! In vielen Ländern Europas und in den USA, wo ich war, gibt es diese unabhängigen Buchhandlungen kaum noch, in Großbritannien liegt der stationäre Buchhandel außerhalb der Großstädte ziemlich am Boden. Deshalb sollten wir viel öfter in unseren Buchhandlungen einkaufen.

Wo kaufen Sie selbst Ihren Lesestoff?
In unabhängigen Buchhandlungen in Bad Soden, Kelkheim, Königstein, weil ich die Empfehlungen der Mitarbeiterinnen wirklich schätze. Aber ich bin ja auch immer wieder unterwegs und lande meistens in den örtlichen Buchhandlungen, wo ich dann zwei, drei Bücher kaufe – zum einen stöbere ich gerne und lasse mich inspirieren, zum anderen freue ich mich über Lesetipps. Das ist überhaupt das Besondere: Ich wundere mich immer wieder, wie begeistert Buchhändlerinnen ihre Bücher empfehlen können – das finde ich einfach ansteckend!

Werden Sie da in den Buchhandlungen als inzwischen prominente Autorin erkannt?
Ab und an schon, manchmal heißt es dann: "Sie sehen ja genauso aus wie auf dem Foto im Buch!"

Wie oft gehen Sie in Buchhandlungen?
Mindestens einmal pro Woche. Es gibt ja zwei Arten des Lesens bei mir, das Genusslesen und die Recherchearbeit für meine Romane – da schaue ich häufig erstmal im Internet nach, orientiere mich und rufe in der Buchhandlung an, um zu bestellen, oder gehe gleich in den Laden. In einer Buchhandlung kann ich auch schon mal nach Ladenschluss noch aufkreuzen, der Buchhändler und ich sind inzwischen so gut befreundet, da bin ich jederzeit willkommen.